Eklat an der Uni Regensburg:  Studentenwerk schmeißt kritische Theatergruppe raus
Was nun eigentlich? "Studententheater" oder "Theater an der Uni"?
Eklat an der Uni Regensburg:

Studentenwerk schmeißt kritische Theatergruppe raus

06.06.2019  ueTheater Pressemitteilung

Alles begann 2007. Da stellte das studentische Ensemble „ueTheater“ den Antrag, das Theaterhaus im Studentenwerk nach der Volksschullehrerin Elly Maldaque zu benennen, die allgemein in Regensburg als erstes Opfer des aufziehenden Nationalsozialismus gilt. Das Studentenwerk reagiert prompt: Es erklärte sich für unzuständig. Auch die Uni blieb eine Antwort nicht schuldig: Verantwortlich sei das Studentenwerk.

Da hier offensichtlich ein Zustand der Unzuständigkeit herrschte, sprang das ueTheater bereitwillig in die Bresche und erklärte das betreffende Theaterhaus in einer Kunstaktion zum „Elly Maldaque Theater an der Uni“.

Das war der Universität und vor allem dem Studentenwerk jedoch gar nicht recht. Plötzlich entwickelten beide erstaunliche Namenszuständigkeitsenergien. Hinweise auf ein „Elly Maldaque Theater“ wurden im Vorlesungsverzeichnis zensiert, entsprechende Aushänge heruntergerissen.

Schließlich brachte das Studentenwerk extra eine Richtlinie heraus, die jede Verwendung eines anderen Namens als den vom für Namensfragen unzuständigen Studentenwerk festgelegten mit tausende Euro schweren Sanktionen belegte.

Das ueTheater beharrte dennoch auf das Recht der Kunst, seine Freiheit zu genießen, und benannte den Spielort unverdrossen und unermüdlich selbstredend auch weiterhin nach der berühmten Regensburger Lehrerin, über die schon der große Ödön von Horváth ein Werk verfasste.

Das Studentenwerk klagte, der zuständige Richter des Regensburger Landgerichts erklärte die Ausführungen des ueTheaters als „Mist“ und so war die hoffnungslos arme Laiengruppe gezwungen, einem Vergleich zuzustimmen, um einer mittlerweile auf über 15 000 Euro angewachsenen Sanktionslast zu entgehen. In Zukunft werde das ueTheater brav den vom Studentenwerk gewünschten Namen auf allen Werbemitteln verwenden, versprach es.

Um es mit der Bravheit aber auch nicht zu übertreiben, verzichtete das ueTheater für seine nächste Produktion „Animal Farm der Demokratie“ selbstmörderisch auf Reklame. Trotzdem volles Haus! Stattdessen druckte es Plakate mit der Aufschrift „Kein Plakat“ und informierte darauf im Kleingedruckten über die Sanktionspolitik des Studentenwerks.

Seltsamerweise war dies dem Studentenwerk nun auch wieder nicht recht. Es behauptete dreist, schon wieder habe das ueTheater gegen die Richtlinie verstoßen und verhängte den Bann: Keine Termine mehr für die studentische Gruppe! Die bereits vereinbarten Sommertermine wurden entzogen. Als sich der Verantwortliche der Gruppe in die Sitzung begab, in der die kommenden Wintertermine verhandelt werden, wurde kurzerhand ein Hausverbot über ihn verhängt. Der Kulturschaffende wurde von Polizisten aus dem Haus geführt.

Doch nun ergab sich ein Hoffnungsschimmer. Eine Anfechtungsklage gegen das Hausverbot und der Entzug der Termine entfachte aufschiebende Wirkung. Freudig und tatendrangig begab sich die siegreiche Gruppe zur Wahrnehmung seiner Sommertermine in den erkämpften Saal. Ein selbsterarbeitetes Stück über das Regensburger AnkER-Zentrum soll zur Aufführung kommen.

Zu früh gefreut. Das Studentenwerk, treu dem Motto „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich‘s völlig ungeniert“ verhängte wieder Hausverbot über den ueTheater-Verantwortlichen und schmiss das ueTheater wieder mit Hilfe mehrerer Polizisten aus dem Studentenhaus.

Wieder reichte das ueTheater Anfechtungsklage ein und zusätzlich einen Antrag auf einstweilige Verfügung. Das Ergebnis steht noch aus, aber nach ersten Informationen schaut es nicht so gut aus. Das Studentenwerk schrieb ein paar zusätzliche Gemeinheiten in die Hausverbotsbegründung, insbesondere „öffentliches Interesse“ (!). Für was hat man als öffentliche Anstalt eine Rechtsabteilung!

Übrigens, wie heißt das Theater eigentlich laut Uni und Studentenwerk? Nun, die Uni meint „Studententheater“, so steht es über dem Eingang. Das Studentenwerk dagegen behauptet steif und fest, es höre auf den außergewöhnlich innovativen Namen „Theater an der Uni“, was freilich nicht weit von „Elly Maldaque Theater an der Uni“ entfernt wäre.

Im Grunde ist das ganze eine Posse, wenn sie nicht die unschöne Pointe hätte, einer kritische Theatergruppe den Saft abzudrehen.