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"Unsere Besten"

Kundgebung und kommunalpolitisches Kabarett

Die Mafia möchte die korruptesten, opportunistischsten und verdorbensten Persönlichkeiten Regensburgs als Nachwuchs rekrutieren. Sie beauftragt daher das ueTheater, ein Stück über die Regensburger Kommunalpolitik zu schreiben. Denn die dunklen Gesell*innen wollen keine langweiligen Personalbögen lesen, sondern sich ihre schwere Arbeit mit “Späßchen, Drama, Amore und Musik” versüßen.

Im ersten Akt geht es schwerpunktmäßig um das Thema Korruption. Ex-OBs und OB werden abgewatscht. Der Vorwurf: Sozialpolitik beschränkt sich in Regensburg überwiegend auf Symbolpolitik. Was wirklich zählt, ist maximaler Profit. Ein Umstand, der die Mafiosi natürlich freut.

Der zweite Akt beschäftigt sich mit Milliardärin Gloria von Thurn und Taxis. Vor dem Himmelstor werden ihre unsäglichen rassistischen, homophoben, klimawandelleugnenden und missbrauchsverharmlosenden Kommentare verlesen. Ob sie trotzdem ins Paradies darf? Aber auch die Regensburger Medienlandschaft bekommt ihr Fett weg. Denn allzuoft wird PR statt Journalismus betrieben.

Um Regensburger Erinnerungs- und Kulturpolitik geht es im dritten Akt. Eine Theatergruppe wird vom Studentenwerk Ndb/Opf mittels Polizei aus der Universität geworfen. Sie hatte sich mit künstlerischen Mitteln für die Erinnerung an die Lehrerin Elly Maldaque eingesetzt, welche in Regensburg als erstes Naziopfer gilt. Weder Politik, noch Studierendenvertretung, noch Kulturorganisationen legten Protest ein.

Schließlich im vierten und letzten Akt ist das Projekt Regensburger Kultur- und Kongresszentrum (RKK) Thema. Umweltschutz spielt plötzlich auch für die Grünen keine Rolle mehr, ebensowenig die hehren Sprüche von bezahlbarem Wohnraum oder Verkehrsberuhigung. Es zählt nur noch Regensburg als Oberpfälzer Eventzentrum für noch mehr Tourismus. Mittels Mitmachverarsche soll ein Bürgerbegehren verhindert werden.

Happy End: Die Mafia nimmt begeistert alle verantwortlichen Akteure mit. Dadurch wird Regensburg endlich wieder eine Stadt für alle. Utopia beginnt!

Das Kabarett “Unsere Besten” wird im Rahmen von Kundgebungen, jeweils zu einem kommunalpolitischen Themenschwerpunkt, an verschiedenen öffentlichen Orten der Stadt aufgeführt. Im Vorfeld wird es Reden und Grußworte stadtpolitischer Gruppen geben. Nach der Aufführung soll über die Thematik mit den Zuschauenden diskutiert werden.

Ort:

22.07. Kassiansplatz – Thema: Kapitalistische Zurichtung der Stadt
23.07. Rathausplatz – Thema: Korruption und Fassadendemokratie
25.07. Jahninsel – Thema: Vertreibung von Mensch und Kultur

>>> Hinweis: Bitte Decke zum Hinsetzen mitnehmen! <<<

Zeit:

19:00 Reden und Grußworte
19:30 Kabarett “Unsere Besten”
20:30 Öffentliche Diskussion

Kontakt:

kontakt@uetheater.de
0163 / 6825 581

Die Veranstaltung wird gefördert von:

KurtEisner Logo

 


Textquellen

1. Korruption

1.1. Moritat: Schaidinger und Wolbergs

Die Spenden flossen gar reichlich und stetig und auch Geschenke fein
erfreuten sehr den bärtigen Flieger, und reisen per Yacht obendrein
Und als der Meister beendet, sein ach so schweres Amt,
da wurde er Berater bei Tretzel, 20 000 im Monat Hurra! 1)

Es war einmal ein blässliches Männlein, am Kopf kein einzig Haar,
der wurde auch in Rengschburg ein Meister, doch schaffte er kaum drei Jahr.
Er wollte sein wie sein Vorbild, der große Abstauber. 2)
Doch ach er stellte sich gar zu blöd an und war kein Meister mehr

1.2. Videostatement: Unschuldslamm Wolbergs

WOLBERGS (Originalzitate aus Videostatments Wolbergs): Sie können mir glauben, dass ich mich seit Bekanntwerden der Ermittlungen mir gegenüber immer wieder, täglich, hinterfragt habe, habe ich etwas falsch gemacht, war ich beeinflussbar, hat es tatsächlich nicht sachgerechte Entscheidungen gegeben. Aber es gab und gibt nichts zu gestehen. Ich war nie bestechlich und alle, die mich auch nur ein bisschen kennen, die wissen das. Sollte ich schuldig gesprochen werden, für den Fall habe ich erklärt, was ich tun werde. Natürlich würde ich mich aus der Politik verabschieden, das ist doch sonnenklar. Was die Wahl betrifft, habe ich eine Bitte an Sie. Ich will‘s nochmal packen. Ich will nochmal Oberbürgermeister dieser Stadt werden und bewerbe mich deshalb für dieses Amt und möchte Sie sehr sehr herzlich darum bitten, mir die Chance zu geben, meine Arbeit fortzusetzen. Sie wissen, dass ich mit einer ganz engagierten Truppe unterwegs bin, lauter Kandidatinnen und Kandidaten der Stadtratsliste Die Brücke. Deshalb bitte ich Sie auch, Ihre 50 Stimmen für den Stadtrat, diesen Kandidatinnen und Kandidaten zu geben. Es geht um die Zukunft unserer Stadt und um Ihre Zukunft. Ich glaube, ich habe bewiesen, dass ich es kann. Und ich habe noch viele Ideen und bin voller Leidenschaft und voller Energie und die Kandidatinnen und Kandidaten der Brücke sind es auch. Also bitte, gehen Sie zur Wahl und schenken Sie mir wieder das Vertrauen. Ich möchte wieder Oberbürgermeister dieser Stadt werden. Bleiben Sie gesund. Machen Sie‘s gut. Ich zähl auf Sie! Herzlichen Dank. 3)

BRÜCKE 1: Joachim, des war super!

BRÜCKE 2: A Wahnsinn! „Ich war nie bestechlich!“ Wenn des koa Beweis is, dann woas es a ned.

BRÜCKE 1: Genau! Und dass du zurücktritts, wenn du verurteilt wirst. Do kan koana mea wos sogn.

BRÜCKE 2: Oba bist du ned eigentlich scho wegn Bestechlichkeit und Vorteilsnahme … 4)

BRÜCKE 1: A, vo so am bledn Gericht verurteilt werdn, des zählt doch ned.

BRÜCKE 2: Genau!

(…)

BRÜCKE 1: Ganz richtig! „Ich habe bewiesen, dass ich es kann“ Und wie! Alle Wahlversprechen hat er ghaltna!

BRÜCKE 2: Jeds Oanzelne. Obwoi, des Michlstift hat a zuagmocht5, obwohl er vasprocha hot, die Altenpflege wird ausgebaut.6)

BRÜCKE 1: Du Depp! Host du unsa Wahlprogramm von da Brücke ned glesen? Da steht, er hat des Michlstift auflösen miassn, um die stätische Altenpflege zukunfstfest zu mocha. Und darum geht‘s ja, um unsa Zukunft! 7)

BRÜCKE 2: Stimmt!

1.3. Enterprise: Maltz-Schwarzfischer im Kontinuum

Q: Spende?

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Habe heute schon 11 000 Euro von Berufsschülern an den Frauennotruf übergeben 8), 2000 Euro von einem Frauenverein an arme Seniorinnen 9) und eben gerade 500 Euro der Polizeiinspektion Süd für die Aktion Kinderbaum der Waisenhausstiftung … 10)

Q: Sie überreichen Geld von anderen an andere andere? Warum?

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Als ehemalige Sozialbürgermeisterin werde ich auch in meinem neuen Amt darauf achten, dass in einer reichen Stadt wie Regensburg niemand abgehängt wird. Das ist in der momentanen Situation11) (Q betätigt eine Triangel) Ach Jungchen, stehst du auf der Leitung oder was? Wer hält den frech wie Oskar immer den riesigen Scheck in der Hand für das verlogene Pressebild? Ich. Komme rüber wie Mutter Theresa und habe einen Scheiß getan. Perfekt!

Q: Stop! (zu Publikum) Die Klügeren unter euch haben sicher schon verstanden: Immer wenn ich dieses archaische Ding hier betätige, spricht mein Gegenüber die Wahrheit. Lustig nicht? Schlage ich wieder, vergisst die betreffende Person augenblicklich das Intermezzo und erzählt wieder den üblichen Schmonsens. Weiter geht's. Zuerst wieder Schmonsens. (klingelt) Liebe Frau Oberbürgermeisterin Maltz-Schwarzfischer. Berichten Sie uns doch von Weiteren Ihrer sozialen Heldentaten.

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Gerne. Im Dezember 2015 habe ich erstmals dem Stadtrat über den aktuellen Stand der Armutsbekämpfung berichtet. Aus ihm geht deutlich hervor, dass wir keine Zeit verloren und frühzeitig Verbesserungen für von Armut bedrohte Bürgerinnen und Bürger eingeleitet hatten. Ein oft diskutiertes Beispiel hierfür ist der Stadtpass, dessen Inanspruchnahme sich rapide entwickelt hat. Das freut mich sehr. 12) Über den Stadtpass bin ich richtig glücklich. 13a)

Q: (klingelt) Wer hat's erfunden?

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Ich doch nicht! So einen Schmarrn! Was so ein Stadtpass kostet! 2008 sand die Sozialen Initiativen mit ihrem "Sozialticket" fürn ÖPNV zum ersten Mal dahergekommen. Dann 2010 wieder, dann 2011, jetzt als "Stadtpass", dann 2013. Jedes Mal haben wir von der SPD den Blödsinn abgelehnt. Dann hat 2014 des unverschämte Armutsforum a Bürgerbegehren gestartet, "Pro Stadtpass". Ja, dann haben wir mehr oder weniger müssen.

Q: (klingelt) Wohnen!

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Eine Deckelung der Miete nach Sanierungen, darüber denken wir nach, weil durch die vielen hochpreisigen Wohnungen der Mietspiegel automatisch steigt. 13b)

Q: (klingelt)

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Hahaha, den Mietspiegel ham wir im Stadtrat 2014 und 18 gegen die Stimmen von de Mietervereinigungen verabschiedet. 13c) Er war dene zu unsozial, weil die Eigentümer die Kriterien bestimmt hamd. 13d) Bis zu 40 % Mietsteigerungen hat der neue Mietspiegel erlaubt. 13e) Super, oder? Nur wenn a Stadt so teuer is, wie es grad geht, dann lohnt es sich für die Investoren. Und des beste: In a teueren Stadt gibt's wenige Arme, weil die sich die Stadt gar ned leisten können! Hahaha! Des ist Armutsbekämfpung à la Rengsburg! Hahaha.

Q: (klingelt) Verkehr

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Die Altstadt als Identifikationsort für alle Regensburgerinnen und Regensburger soll autofrei werden. Gleichzeitig müssen wir den Busverkehr deutlich attraktiver und günstiger machen. Die Politik kann immer etwas tun. 13f)

Q: (klingelt)

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Wissen Sie was? Der Verkehr macht mir am meisten Spaß, weil man da den größten Unsinn labern kann. Da hat sich mal ein Bürger beschwert, weil des Öko-Ticket für den RVV um über 11 % teuerer geworden ist. 14) Wissen Sie, was ich geantwortet habe? Ich les' earna vor, weil ich so stolz drauf bin: "Grundsätzlich hat die Stadt Regensburg keinen Einfluss auf die Tariferhöhungen bzw. die Tarifstruktur". 15) Der Witz: Die Regensburger Verkehrsbetriebe sind eine 100-prozentige Tochter der Stadt, die gehört uns! Und wer ist die Aufsichtsratsvorsitzende vom RVV? Ich! (lacht dreckig)

Q: (klingelt) Verwaltung!

MALTZ-SCHWARZFISCHER: Wie mein Kollege Klaus Rappert so richtig sagte: „Jetzt ist Kontinuität wichtig“. 16) "Ich habe die Verwaltung in den letzten sechs Jahren als außerordentlich kompetent und engagiert erlebt." 17) (fängt plötzlich zu lachen an)

Q: Aber ich habe doch gar nicht geklingelt.

MALTZ-SCHWARZFISCHER: (lacht) Dass ich öffentlich sagen kann, ich bin für Kontinuität, obwohl wir einen der größten Immobilienskandale ham, deutschlandweit, und dass mich die Leute trotzdem wieder zur OB gewählt ham, des is einfach zum Schiaßn. Des ist einfach unglaublich. (lacht Tränen)

2. Tut und Taugtnix

2.1. Original Weihnachtsspezial mit Petra Stikel 16)

TUT UND TAUGTNIX: Der Herr Kittel von der Regensburger Stadtzeitung hat Ihnen sicher gesagt, dass der Beitrag gut werden muss.

PETRA STIKEL: Hat er.

KAMERAMENSCH: Hat er bestimmt, der oide Pegida-Peter. 17) Er, TVA und die MZ: Oa Bagage! 18)

2.2. Gloria singt

TUT UND TAUGTNIX: Hallo und Frohe Weihnachten auf unserem wunderbaren, romantischen Thurn und Taxis Weihnachtsmarkt. (Buhrufe von der Straße außerhalb) Ruhe da unten auf den billigen Plätzen! 19) So. Wir freuen uns, dass auch heute die Gruppe Sacco und Mancetti bei uns ist um mich kräftig mit ihren Rock- und Pop-Künsten zu unterstützen.

(…)

TUT UND TAUGTNIX: Ihr Kinderlein kommet … 20)

2.3. Gloria post mortem

PETRA: Und warum wollen Sie in den Himmel?

TUT UND TAUGTNIX: (fängt sich etwas) Weil ich ein Anrecht darauf habe. Ich habe immer nach dem Fingerzeig Gottes 21) gelebt.

PETRA: Schwierig, da es ja keinen Gott gibt.

TUT UND TAUGTNIX: Ach, was reden Sie! Sie haben doch keine Ahnung!

PETRA: Aha… Dann schießen Sie mal los. Warum wollen Sie in den Himmel?

TUT UND TAUGTNIX: Weil ich ihn verdient habe! Ich habe immer auf der Seite der Guten 22) gekämpft. Gegen die Homosexualität zum Beispiel.

PETRA: Falsche Antwort. Lesben und Schwule wurden von der Göttin erschaffen.

TUT UND TAUGTNIX: Das stimmt nicht. Der große Durcheinanderbringer und Verwirrer war das. Er hat auf der Erde fröhliche Urstände gefeiert. 23) Aber ich habe ihn zurückgedrängt!

PETRA: So so. Und was noch?

TUT UND TAUGTNIX: Wie ein Löwe habe ich die Kirche verteidigt gegen die gemeinen Anfeindungen der Antichristen! Dass die hochverehrten Bischöfe den Missbrauch von Kindern ermöglicht hätten, weil sie nix getan haben! Das ist doch totaler Schmarrn! In jeder Schule, in jedem Sportverein gibt es dieses Phänomen und das wird es auch immer geben. Man geht gerne auf die Kirche los und das ist ein gefundenes Fressen. 24)

PETRA: Sie finden es in Ordnung, wenn Pfarrer sich an Kindern vergreifen?

TUT UND TAUGTNIX: Natürlich nicht. Aber daran sind nicht die armen Pfarrer schuld, sondern die Grünen und die Linken mit ihrer ganzen Frühsexualisierung von kleinen, unschuldigen Kindern. Sexualunterricht an Schulen, das ist ja auch eine Art von Kindesmissbrauch. Da wird 'Frischfleisch' gezüchtet. 25)

PETRA: Nun gut. Dann schauen wir mal in das große Buch. Aha. Die Schwarzen haben Aids, weil sie zuviel „schnackseln“?

TUT UND TAUGTNIX: Na klar. Der Schwarze schnackselt gerne. 26) Schützen kann man sich nur durch Treue. Den Papst dafür verantwortlich zu machen, ich meine jetzt den Richtigen, den Benedikt, weil er gegen Kondome ist, ist wirklich absurd. 27)

PETRA: Franziskus mögen Sie nicht so?

TUT UND TAUGTNIX: (wütend) Franziskus! Das Kirchenoberhaupt hat die heidnische Göttin Pachamama 28) angebetet und die Kirche des Apostels Petrus entweiht.

(…)

PETRA: Flüchtlinge sind eine Art Krieg?

TUT UND TAUGTNIX: Diese Völkerwanderung, die hier auf uns zuströmt. Ja.

PETRA: Deshalb haben Sie gesagt „Genießen Sie das Golfspielen, solange es noch geht“? 29)

TUT UND TAUGTNIX: Was ist daran wieder falsch?

PETRA: Viktor Orbán ist ein Held?

TUT UND TAUGTNIX: Er hat sein Volk in die Freiheit geführt! Ja, ein Held! 30)

PETRA: Auch Donald Trump?

TUT UND TAUGTNIX: Die einzigen beiden Menschen auf der Welt, die uns heute Klarheit geben, sind Donald Trump und Gerhard Ludwig Müller. 31)

PETRA: Kardinal Ludwig Müller, der Covid-19 für einen Vorwand hält für die Schaffung einer, Zitat, unkontrollierten Weltregierung fremder Mächte? 32)

TUT UND TAUGTNIX: Die Religionsfreiheit wird eingeschränkt!

PETRA: Oje, auch den Klimawandel leugnen Sie?

TUT UND TAUGTNIX: Das ist eine systematischen Irreführung. Es wird suggeriert, dass der Mensch Schuld am Klimawandel hat. Totale Spinner beherrschen das Thema.

PETRA: Spinner wie Greta Thunberg?

TUT UND TAUGTNIX: Was für eine Ungeheuerlichkeit! Die Klimadebatte wird von einem autistischen Mädchen angeführt. 33) Aber jetzt reicht‘s mir mit der Fragerei. Die Frau Stikel von TVA und die Frau Sperb von der Mittelbayerischen haben mir nie so schwierige Fragen gestellt.

(…)

PETRA: Gerade läuft im Himmel ein Konzert der Band Revolverheld.

TUT UND TAUGTNIX: Revolverheld? Oh, die mag ich nicht so.

PETRA: Ach ja, die haben, steht hier, bei den Schlossfestspielen gesagt: „Wir spielen hier auf dem Grund einer Frau, mit deren Werten wir überhaupt nicht übereinstimmen”. Und zugucken durften Sie auch nicht. 34) Wie wär‘s dann mit der Hölle? Dort spielt gerade Xavier Naidoo.

3. Studentenwerk und Uni

3.1. Nicht Zuständig

STUDENT*IN: So darf ich einen Vorschlag zur Güte machen. In der Weimarer Zeit lebte in Regensburg eine aufrechte Lehrerin mit Namen Elly Maldaque. 35)

(…)

FRAMMELSBERGER: Was schauen Sie da mich an. Das Studentenwerk ist nicht zuständig, sondern die Uni. Sie ist die Eigentümerin.

BLOMEYER: Ich soll zuständig sein? Du, das Studentenwerk bist Betreiberin und damit die verantwortliche Stelle.

FRAMMELSBERGER: Quatsch. Hier, ich lese dir aus meinem amtlichen Schreiben vom 12.11.2007 vor:

Das Studentenwerk hat den Kanzler, Herrn Dr. Blohmeyer, angefragt, ob eine Änderung möglich ist.
Leider teilte Herr Dr. Blohmeyer mit, dass keine Änderung der Beschriftung vorgenommen werden darf.
Da die Universität (…) für die Gebäude zuständig
ist, bitte ich Sie, Ihr Anliegen zukünftig bei der Hochschulleitung vorzutragen, da das Studentenwerk nicht entscheidungsbefugt ist.
Gezeichnet Gerlinde Frammelsberger, Geschäftsführung

BLOMEYER: Krampf. Ich lese dir aus meinem amtlichen Schreiben vom 19.11.2010 vor:

Eine Rückfrage beim Studentenwerk, als verantwortliche Einrichtung für das Studententheater, hatte zum Ergebnis, der von Ihnen vorgeschlagenen Umbenennung nicht zuzustimmen.
Gezeichnet Dr. Blomeyer, Kanzler

(…)

STUDENT*IN: Nun gut, da sich die braven Eltern nicht einigen können und da das Kindlein ein Recht auf eine würdige Bezeichnung hat und da sich sonst keine Zuständigkeiten finden lassen, taufe ich dich auf den wunderschönen Namen "Elly Maldaque Theater an der Uni". "Studententheater" ist nicht gegendert und muss sowieso geändert werden, "Theater an der Uni" ist enthalten. Perfekt. Im Namen der Liebe und des Verstandes und der Heiligen Menschlichkeit, Amen. 36)

FRAMMELSBERGER: Elly Maldaque Theater! Niemals! Wo kommen wir denn da hin! Sollen sie doch etwas in Karthaus nach ihr benennen, aber nicht bei uns! 37) Ich schwöre, wenn jemand diesen Namen benutzt, dann wird er von mir verklagt!

BLOMEYER: Elly Maldaque Theater! Wir sind hier an der Uni! Was hat die Uni mit den Angelegenheiten der Stadt zu tun? 38) Nix! Du hast meine vollste Unterstützung, liebes Studentenwerk.

  • 35) https://de.wikipedia.org/wiki/Elly_Maldaque
    36) https://www.youtube.com/watch?v=2L4bb1nwpB0
    37) Aus dem Schreiben von Frau Frammelsberger 26.07.2007: "Ohne Zweifel ist es wünschenswert, dass an eine bedeutende Person für das historische Stadtleben im öffentlichen Raum in angemessener Weise erinnert wird. Nach Ihren Ausführungen bin ich jedoch nicht überzeugt, dass die Universität Regensburg der richtige Ort ist, da die Universität gerade ihr 40jähriges Jubiläum begeht und kein direkter Bezug zum Leben von Frau Elly Maldaque besteht. Ihren Ausführungen folgend wäre es doch naheliegend, eine Einrichtung im Bezirksklinikum nach ihr zu benennen oder die Schule, an der sie gelehrt hat, oder eine Straße, in der sie gewohnt hat."
    38) Alexander Schlaak, der Pressesprecher der Universität, laut Mittelbayerischen vom 24.01.2013: "Schlaak wendet ein, dass die Uni der Namensgebung deswegen ablehnend gegenüberstehe, weil es keinen direkten Bezug zwischen Maldaque und der Universität gibt. Die Erinnerung im öffentlichen Raum werde seitens der Universitätsleitung nicht infrage gestellt, sie müsse aber an Straßen oder Plätzen stattfinden – in der Öffentlichkeit eben. Zudem sei für die Namensgebung das Studentenwerk verantwortlich." https://www.mittelbayerische.de/region/regensburg-stadt-nachrichten/theater-chef-kritisiert-universitaet-21179-art872978.html

3.2. Rausschmiss

POLIZIST*IN 1: Woaßt du, wos die Theatergruppn eigentlich angestellt hat?

POLIZIST*IN 2: Da Einsatzleiter hat gsagt, de ham gegen so a Satzung verstoßen.

POLIZIST*IN 1: Aha. Und gegen wos genau?

POLIZIST*IN 2: Naja, die ham auf ihre Plakate statt "Theater an der Uni" "Elly Maldaque Theater an der Uni" druckt und des Studentenwerk hot des per Satzung verbotn und hat's vaklagt und deswegen werns jetzt ausegschmissn. 39)

(…)

Außerdem nominieren wir: Den Sprecher*innenrat der Universität Regensburg, der dem ueTheater sogar die Aggreditierung verweigerte, mit der die studentische Gruppe andere Räumlichkeiten für Auftritte hätte nutzen können. 40)

4. RKK

4.1. Glasbau statt Sozialbau 41a)

STADTMARKETING: Wir verstehen uns!

TOURISMUS GMBH: Wir verstehen uns doch alle.

STADTMARKETING: Bin mir da nicht so sicher. Kepler-Areal. Mitten in unserer Stadt 220 Wohnungen ab 130 Euro warm. 130 Euro! Und dann auch noch Studentenwohnungen! Studenten, die kein Geld haben, sonst würden sie ja nicht dort hausen. Was bringt das der Stadt? Nichts! Studenten müssen raus aus der Altstadt!

HOTELVEREIN: Sehr richtig, Herr Stadtmarketing! Und die ganzen sozialen Einrichtungen dort! Direkt am Stadteingang! Drogenhilfe, Kleiderkammer, Kinderkrippe, Altentreff, ein Sozialcafe und was sonst noch alles. Wir wollen die führende Einkaufsmetropole der Oberpfalz sein, aber jeder, der als erstes das Kepler-Areal sieht, glaubt doch, wir sind ein Sozialamt!

(…)

STADTMARKETING: Das ist das Schlimme: Auf dem Kepler-Areal gibt es alles! Lebensmittel, Bank, Kleidung, Haushaltsgeräte, Kneipe …

(…)

HOTELVEREIN: Stadt der kurzen Wege. Alles, was man braucht, fußläufig erreichbar. Auf dem Kepler-Areal perfekt umgesetzt. Aber für uns Altstadtkaufleute ist das der Tod. Die Leute müssen doch gezwungen werden, an unsere Schaufenster vorbeizumarschieren.

STADTMARKETING: Wenn die Regensburger mitkriegen, was das eigentlich für eine geniale Anlage ist, dann wird das vielleicht sogar noch renoviert. 41b)

4.2. Die Grünen stehen zu ihrem Wort

PASSANT 2: Ganz zufällig habe ich alte Pressemitteilungen der Grünen dabei …

HUBER: Scheiße.

PASSANT 2: … als die Grünen noch in der Oppostion waren und keinen grünen Bürgermeister gestellt haben. (zu Passant 1) Eigentlich wollte ich ein paar Bio-Fische darin einwickeln, bezahlbare Wohnungen zum Beispiel, oder ein Soziales Kulturzentrum.

MISTOL: Wohnungen haben wir viele, Wohnbauoffensive! Aber bezahlbare … (schaut) bezahlbare sind leider momentan aus. Aber sie können sich auf die Warteliste setzen lassen. In zwei Jahren vielleicht …

PASSANT 2: In der Pressemitteilung vom 28.11.2013 steht:

Baumassenstudie zeigt: Kepler-Areal am Ernst-Reuter-Platz ist ganz und gar nicht geeignet für ein RKK. „Die ewige Geschichte des Regensburger Kultur- und Kongresszentrums hatte heute eine weitere Variante der Geldverschwendung zu bieten“, so der grüne OB Kandidat Jürgen Huber. 42a)

HUBER: Ja mei. Damals war ich halt noch nicht so erfahren in der Stadtpolitik.

PASSANT 2: (liest)

Jetzt sehen wir noch schöne große Bäume mit ausladenden Kronen am Ernst Reuter Platz. Damit wäre es vorbei, wenn das RKK hier hin käme. 42b)

HUBER: Da werden ja wieder neue Bäume hingepflanzt. In hundert Jahren sand die genau so groß wie die jetzigen.

PASSANT 2: (liest)

Ich sage nur, messt sie an ihren Taten, nicht an ihren Versprechungen. Am Sonntag wird schön geredet, am Montag zückt man dann die Kettensäge!“ sagt Huber. 42c)

HUBER: Sagt Huber, sagt Huber! Wenn man nicht mehr in der Opposition ist und Bürgermeister und ein entsprechendes Gehalt hat und entsprechend viele Verpflichtungen, da sieht man halt die Sache anders.

PASSANT 1: Ui, ich habe auch ganz zufällig ein alte Pressemitteilungen dabei.

MISTOL: Oje.

(…)

PASSANT 1: Die Pressemitteilung is a Rede des damaligen Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Jürgen Mistol, 08.10.2008. Da haben Sie gesagt:

Ein Kultur- und Kongresszentrum an diesem Ort würde den Alleengürtel als stadtbildprägende Grünfläche über das schon bestehende Maß hinaus zerstören. Dieses Argument ist für uns Grüne weiterhin von allergrößter Relevanz. 43a)

MISTOL: Theoretisch hat sich daran auch nichts geändert. Das würde ich heute auch noch so sagen. Aber Theorie ist halt das eine und Praxis das ganz andere.

PASSANT 1: (liest)

Was jetzt in der Beschlussvorlage steht, klingt fast wie ein Märchen. Es steht nämlich das genaue Gegenteil von dem drin, was die Verwaltung in den vergangenen Jahren zum Standort am Ernst-Reuter-Platz gesagt hatten. Mich erinnert die Beschlussvorlage an den Satz: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“. 43b)

Und was interessiert Sie ihr Geschwätz von gestern? Heute machen Sie sogar Werbung für ein RKK am Ernst-Reuter-Platz?

MISTOL: Ich interessiere mich grundsätzlich für alle Anliegen der Bürgerinnen und Bürger …

PASSANT 1: Am 24.11.2008 setzen Sie sogar noch einen drauf:

Jürgen Mistol: „Dass hier ein Standort schöngeredet und bei der Wertung getrickst wurde, erkennt ein Blinder mit Krückstock“. 44a)

MISTOL: Ja, da hab ich, da ist, ich mein …

HUBER: Das ist total unfair und gemein, uns einfach unserer eigenen Aussagen vorzulesen. Weil … es ist ja jetzt alles ganz anderes. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen nämlich von Anfang an mitbestimmen bei dem RKK.

MISTOL: Genau! Schaun's da machen wir zum Beispiel extra eine Bürgerbefragung, "Stadtraum gemeinsam gestalten". Für 350 000 Euro. 44b)

HUBER: Wir lassen uns Mitbestimmung nämlich was kosten!

MISTOL: An alle Haushalte in Regensburg wird die verschickt, 145 000. 44c)

HUBER: Die Frage zum RKK zum Beispiel geht so:

Finden Sie es wichtig, dass die Stadt öffentliche Angebote für die Regensburgerinnen und Regensburger bei den Planungen zum RKK berücksichtigt?

sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig, unwichtig, weiß nicht 44d)

PASSANT 1: Häh? Und wenn ich gar kein RKK mag und schon gar nicht an dem Platz? Was kreuze ich da an?

HUBER: Ja, ablehnen geht leider nicht. Das wäre ja noch schöner. Bei so einer wichtigen Sache kann doch nicht der einfache Bürger, ich mein, für was sind wir gewählt worden, demokratisch?

PASSANT 2: Es geht nur Zustimmung?

MISTOL: Ja, aber in verschiedenen Graden! Sie können ein RKK sehr wichtig finden, weniger wichtig …

4.3. Das große Weh

MALTZ-SCHWARZFISCHER:

O weh, o weh, was bleibt mir denn noch?
Die Stadt und das Amt und der Sold sind hin.
Die Bürgermeisterin bin ich von Regensburg nicht mehr.

Wie schrien die Bürger schrecklich auf.
Wie johlte da des Entscheides furchtbare Zahl,
61,7 Prozent, fast zwei Drittel durchkreuzten den wunderschönen Plan. 45)

Welch Schmach! Welch grausame Niederlage!
Nie werde ich wieder zu alter Größe aufsteigen!
Das Schicksal gönnt mir nur einen Ausweg: Rücktritt. Oh weh!

CHOR:

Nie wirst du wieder zu alter Größe aufsteigen!
Das Schicksal gönnt dir nur einen Ausweg: Rücktritt. Nun geh!

SCHIMPFERMANN:

O weh, o weh, was bleibt mir denn noch?
Als Baureferintin Schimpfermann stand ich an vorderster Front
War Gesicht und Wort des RKK und der so brutal verschmähten Planung

Millionen durfte ich versenken,
zum Ruhme und Wohle der Reichen der Stadt.
Doch nein, die Bürger mit ihrem Entscheid entschieden und entschieden damit über mich.

Welch Schande! Welch grausame Demokratie!
Nicht länger werde ich in meinem Amte bleiben!
Im Stadtrat wird es demnächst heißen: Abgewählt: Oje!

CHOR:

Nicht länger wirst du in deinem Amte bleiben!
Im Stadtrat wird es demnächst heißen: Abgewählt: Nun geh!

SCHAIDINGER:

Was jammert ihr rum, ihr Toren!
Was ist schon heute? Es zählt das Morgen!
Schaut auf mich, schaut auf euer Vorbild, den Hans!

Dreimal habe ich verloren
Aber, was wurde aus der Asche geboren?
Ein maximal hässlicher Kasten bayerischen Größenwahns!

Was ist zu tun?
Reißt erst mal alles ab.
Dann lasst die Brache ruhn,
Lasst die Wunde offen, lasst sie schwären und stinken.

Ihr könnt ein Fest darauf feiern,
Tanzt auf dem Grab des Sozialbaus,
Baut ein Riesenrad, lasst Künstler sich prostituieren,
macht ein Provisorium daraus.

Und wenn die Regensburger genug haben von der traurigen Lücke,
Bekommt ihr jeden Scheiß durch. Das ist des Planes Tücke.

CHOR:

Und wenn die Regensburger genug haben von der traurigen Lücke,
Bekommt ihr jeden Scheiß durch. Das ist des Planes Tücke.

MALTZ-SCHWARZFISCHER + SCHIMPFERMANN:

Oh Dank, oh Preis, oh höchste Huld!
Heiliger Hans, du hast uns gerettet!

MALTZ-SCHWARZFISCHER:
Kein Rücktritt! Ich bleibe Bürgermeisterin und sorge gar

SCHIMPFERMANN:

dass ich wieder gewählt werde als Referentin für weitere 6 Jahr! 46)

MALTZ-SCHWARZFISCHER + SCHIMPFERMANN:

Denn es ist nie zu spät,
für etwas Kontinuität.

CHOR:

Denn es ist nie zu spät,
für etwas Kontinuität.

5. Preisverleihung

MODERATION: Und den Bischof Voderholzer? Und seinen Bistumssprecher Clemens Neck und Generalvikar Fuchs?

MAFIABOSS: Qualifikationen?

MODERATION: Tricksen und täuschen in Sachen Missbrauch. Haben die Kirche selbst als Missbrauchsopfer fantasiert. 47)

MAFIABOSS: Männer des Glaubens sind uns immer willkommen.