Brief der Eltern

Veröffentlicht im Regensburger Echo am 25. Juli 1930, zusammen mit den Namen aller 33 unterzeichneten Eltern

Entschließung der Elternversammlung vom 7. Juli 1930

Mit Befremden und Bedauern haben die unterfertigten Eltern von der fristlosen Entlassung der an der 2. Klasse der »Von der Tannschule« angestellten Volksschullehrerin Elly Maldaque Kenntnis genommen. Die unterfertigten Eltern sind nach heute Abend erfolgter gegenseitiger Aussprache zu der einstimmigen Überzeugung gekommen, daß Fräulein Maldaque sich in keiner Weise einer Unterrichtsart bedient hat, die einer christlichen Schule widersprechen würde. Die Eltern sprechen hiermit Fräulein Maldaque das vollste Vertrauen aus und bedauern es im Interesse ihrer Kinder, daß diese tüchtige, streng gerechte Lehrerin den Kindern genommen wurde. Der häufige Wechsel der Lehrkraft, wie es bei diesem Kurse der Fall ist, schädigt unbedingt die Vorwärtsentwicklung der Kinder.

Außerdem halten wir die fristlose Entlassung ohne jede Entschädigung nach so vielen Dienstjahren für eine unbillige Härte, umsomehr als sich Fräulein Maldaque keine unehrenhafte Handlung und keine Berufsverletzung hat zu schulden kommen lassen. Da Fräulein Maldaque unsere Kinder stets mit größter Hingabe betreut und belehrt hat, betrachten wir es als unsere menschliche Pflicht, die Regierung der Oberpfalz zu ersuchen, den Fall erneut zu prüfen und Fräulein Maldaque in ihre bisherigen Rechte wieder einzusetzen. Die Elternschaft bittet um der Kinder willen, Fräulein Maldaque dem 2. Kurs der evangelischen Volksschule der unteren Stadt wieder zurückzugeben.

(zitiert nach Jürgen Schröder "Horváths Lehrerin von Regensburg - Der Fall Elly Maldaque", 1982)