Die Grantlhuber und der Sinn des Lebens

Premiere

Die Grantlhubers und der Sinn des Lebens

Linksradikales Bauerntheater in drei Akten und Epilog

23. Juni 2005
Theater an der Universität Regensburg

 


Besetzung

Rosa Huber Stephanie Burgstaller
Franz Huber sen. Stefan Glufke
Franz Huber jun. Frank Schmid
Hansi Huber Hans Camin
Korbinian klein und groß Georg Grabmair
Sieglinde Huber Barbara Schmid
Monika Christine Oßwald
Lisbeth Christina Schauer
Hermann Stefan Hofmarksrichter
Polizistin Silke Droll
Polizist Andi Pfennig
Akkordeon und Tuba Christina Schauer
Querflöte Judith M. Rösch
Gitarre Kurt Raster
Bühne Barbara Bacher, Kurt Raster
Puppe Korbinian Barbara Bacher
Öffentlichkeitsarbeit Judith M. Rösch
Technik Stephan Fischl
Regie Kurt Raster

Presseinfo

Die Grantler sind da!

Bauerntheater mit Engagement und Witz

Vom Lieben und Hassen im bayerischen Kleinbürgermilieu - Ein politisch-kritisches Stück im Stile des Bauerntheaters, bei dem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Der Zuschauer wird Zeuge eines Wochenendes der Familie Huber auf einem Hof irgendwo in Niederbayern. Aus Habgier, Neid und Eifersucht zerfleischen sich die Mitglieder gegenseitig. Der naive Versuch einer der Söhne, die Familienbande zu kitten, ist zum Scheitern verurteilt.

Auf der Bühne agieren 11 Frauen und Männer aus Regensburg und Umgebung. Außerdem kommen vor: Zwei Kälber, ein Dutzend russischer Zuchthennen, junge Zwerghasen und ein zerquetschtes Glühwürmchen.

Für Bühnenbild und Kostüme zeichnet die Künstlerin Barbara Bacher verantwortlich. Kurt Raster, Autor und Regisseur des Stückes, möchte ungerechte Zustände aufzeigen, die unsere Gesellschaft beherrschen. „Ich will vermitteln, dass das, was in der Familie schiefläuft, durch äußere Umstände verursacht worden ist. Das Wollen der Familie stößt auf systembedingte Widerstände. So möchte z.B. die Mutter sich eigentlich befreien, schafft es aber nicht, weil sich für sie zu wenige gesellschaftliche Möglichkeiten auf dem Land zeigen“, so Raster. Das Stück ist zweigleisig angelegt: „Da ist zum einen die Familiengeschichte. Zum anderen geht es um seltsame ökonomische Sachzwänge: einerseits werden für Flächenstilllegungen Prämien gezahlt und andererseits sterben täglich 100.000 Menschen an Hunger – davon 25.000 Kinder. Praktisch täglich Tsunami!“

Das Ziel der Theatergruppe: Aufklärung und Bildung für jede und jeden. Ihr Mittel: das Theater. „Ich möchte mein Recht wahrnehmen, meine eigene Meinung kundzutun. Und das Theater ist einfach ein gutes Medium, um mehr Leute zu erreichen“, meint einer der Hauptdarsteller, der FH-Student Frank Schmid.

Damit möglichst viele sich das Stück anschauen können, plädiert die Gruppe für ein gestaffeltes Preissystem. So sollen auch Wenigverdienende und Arbeitslose in den Genuss von Kultur kommen. Den Rahmen zu dem Stück auf Bairisch bildet selbst geschriebene Live-Musik. Ein Spektakel, das man sich nicht entgehen lassen sollte.


Kritik I

Mittelbayerische Zeitung, 21. Juni 2005

Streitlust als der Sinn des Lebens

"Die Grantlhubers" des ueTheaters: Ironisches Spiel über geistige Erstarrung. Von Ralf Tautz

Regensburg. Die Lust am Streiten scheint der Sinn des Lebens der Bauernfamilie Huber zu sein, und wie überall geht es um Geld. Das ueTheater wirft in seiner neuen Produktion "Die Grantlhubers" ein Schlaglicht auf eine Familie, die sich vor allem damit beschäftigt, ihre Sturheit und Raffgier zu zelebrieren. Am Sonntag war Premiere im Studententheater.

Das Stück dauert keine zwei Minuten, da fängt der Hoferbe Franz Huber Junior (Frank Schmid) an, mit seiner Mutter zu streiten, und Mißgunst, Haß und Zank werden zwei Stunden lang nicht mehr aufhören. Erst recht, als der jüngste Sohn Hansi (Hans Camin) mit seinem Sohn Korbinian (Georg Grabmair) und Lebensgefährtin Monika (Christine Oßwald) den elterlichen Hof besucht.

Hansi wurde von der Mutter (Stephanie Burgstaller) schon immer verhätschelt. Er darf studieren, doch er beschäftigt sich vor allem mit dem Hunger in der Welt und Umweltsünden. Er holt zum Rundumschlag aus, startet im Che-Guevara-T-Shirt sein Projekt Familienerneuerung, indem er den Eltern Erich Fromms "Die Kunst des Liebens" schenkt und seinen Bruder zum ökologischen Landbau drängt. Hansi ist Idealist, er trägt plakativ die Nöte der Welt vor sich her und wettert gegen die Geldgier, was ihn aber nicht abhält, leidenschaftlich mit dem Bruder um das alte Wohnhaus zu streiten, das die Mutter diesem überschreiben will. Vater Franz Huber Senior (Stefan Glufke) sitzt zwischen allen Stühlen und leidet unter dem Pantoffel der Mutter.

Der Streit um das Wohnhaus eskaliert. Der Ton wird schärfer, gegenseitige Beschimpfung steigern sich und gipfeln in einer Morddrohung gegen Korbinian. Die Brüder prügeln sich. Hansi verläßt den Hof, für immer. Die Altbauern überschreiben das Haus ihrem Enkel Korbinian.

Das Leben der Hubers verläuft, ebenso wie das Stück, ohne Höhepunkte. Die Figuren verharren in Erstarrung. Mit lebensnahen pointierten Dialogen und einem wunderbar realistischen Bühnenbild läßt das Ensemble die Zuschauer an den Alltagszenen der Familie - zu der noch die Schwester Sieglinde (Barbara Schmid) und deren Ehemann (Stefan Hofmarksrichter) sowie Lisbeth (Christina Schauer), die Frau von Franz, gehören - teilhaben.

Dennoch bleiben die Figuren meist eindimensional und lassen charakterliche Feinheiten vermissen. Franz verharrt mit oberflächlichen Redewendungen in seiner sturen Streitsucht, Hansi wiederholt im gleich bleibenden Duktus seine alternativen Schlagworte. Sie unterstreichen damit die geistige Unbeweglichkeit der Familien.

Allein Stephanie Burgstaller gelingt es, mit ihren trockenen Kommentaren, die die Absurdität des streitend verbrachten Lebens auf den Punkt bringen, der Mutter eine Persönlichkeit zu verschaffen. Beiläufiger Galgenhumor, der die Zuschauer amüsiert.

Eine Lösung, die Streitsucht zu überwinden, bieten Regisseur Kurt Raster und sein Ensemble nicht. Korbinian streitet weiter, mit dem Onkel und der Tante, natürlich um Geld.


Kritik II

Mittelbayerische Zeitung, 27. September 2005

Ganze 15 Besucher auf Suche nach dem „Sinn des Lebens“

Einige verließen bereits zur Pause sehr enttäuscht den Pirzersaal

Nittentau (ttg). Zugegeben, die Idee ist nicht ohne: Den „Komödienstadel“ mit Brechts Theorie des epischen Theaters anzureichern, der kruden Volksbühne gewissermaßen einen aufklärerischen Impetus zu verpassen, hätte schon so seine Reize. Allein, dafür wäre wohl weitaus mehr dramatisches Talent vonnöten, als es das Regensburger „ueTheater“ am Samstag im Pirzer-Saal mit seinem Stück „Die Grantlhubers und der Sinn des Lebens“ vorzuweisen hatte.

Die ebenso harm- wie belanglosen „Jagdszenen aus Niederbayern“, die sich da jedenfalls auf der improvisierten Bühne abspielten, waren vor allem eines - peinlich nämlich. So peinlich, daß es einige der insgesamt nur 15 Besucher vorzogen, in der Pause Saal und Stück zu verlassen.

Jeglicher Humor fehlte

Wie die guten Menschen aus Regensburg da in die brutal real existierende niederbayerische Bauernwelt der vermutlich späten 1970er, frühen 1980er Jahre den offensichtlich umwelt- und menschenrechtsbewegten Sohn zurück in sein Elternhaus kommen lassen und für eine bessere, mindestens aber gerechtere Welt werben, litt vor allem am Fehlen jeglichen Humors. Gerade aber Witz, Ironie, Spott, ohne dabei in puren Zynismus auszubrechen, hätte das Ganze erträglicher gemacht, auch glaubwürdiger.

Ganz ohne gute Einfälle hatte die Laientruppe das Stück ja nicht zusammengebastelt. Den im Eheleben längst erstarrten Eltern ausgerechnet Fromms „Die Kunst des Liebens“ zu schenken - für Mutter und Vater je eine eigenes Exemplar - war beispielsweise so eine Idee, aus der man hätte Funken schlagen können, wenn man sich denn getraut und/oder dazu in der Lage gewesen wäre. Andererseits zeugt diese Lektüreauswahl auch schon wieder von dem Geist, aus dem heraus das Projekt geboren wurde.

Fazit: So rührend es sein mag, daß es immer noch Unentwegte gibt, die fest daran glauben, ausgerechnet mit dem Theater etwas in dieser Gesellschaft verändern zu können, so ist es doch in diesem Fall leider grundlegend daneben gegangen. Auch der Laienbonus, den man der Truppe zubilligen muß, ist da keine Entschuldigung mehr.

 

Stellungnahme des Autors/Regisseurs

Es geht nicht darum, was der Künstler meint, sondern ausschließlich darum, was bei den Zuschauern ankommt. Die Kritik über die Aufführung in Nittenau war allerdings derart dreist, daß ich mich zu einer Erwiderung genötigt fühlte, schon als Ehrenrettung für die vielen, denen das Stück ausnehmend gut gefallen hatte. Leider wurde meine Stellungnahme weder veröffentlicht, noch bekam ich eine Antwort.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte Ihnen zunächst danken, daß in der Ausgabe vom 27. September die Aufführung unseres Stücks "Die Grantlhubers und der Sinn des Lebens" besprochen wurde.

Es tut mir allerdings leid, die Erwartungen des Herrn "ttg" nicht erfüllt zu haben. Anscheinend hat er eine Operette erwartet und bekam eine Oper vorgesetzt. Daß Beethovens Fidelio enttäuschend ist, wenn man eine Fledermaus erwartet, mag angehen. Diesen Fehlgriff in der Abendplanung aber, um bei der Metapher zu bleiben, Beethoven vorzuwerfen, ist blöde.

Folgerichtig vermißt der Kritiker den Humor. Er bedauert offenbar zutiefst, daß Einfälle, wie den zerstrittenen Eltern Fromms Buch "Die Kunst des Liebens" zu schenken, nicht ausgeschlachtet wurden, bis auch der letzte Depp vor Lachen auf seine Schenkel klopft.

Dabei hatte der Kritiker seine Kritik durchaus vielversprechend begonnen. Er hatte erkannt, bzw. wohl eher von unserer Internetseite abgeschrieben, daß es bei unserem Theaterstück nicht um reinen Klamauk geht. Er hatte Brecht erwähnt, gar von "Jagdszenen aus Niederbayern" gesprochen. Allein, es gebräche unseren "Jagdszenen" an jeglichem Humor! Herr "ttg" hat Humor!

Für uns war es ein angenehmer Abend. Jeder Vorhang, jede Musikeinlage, natürlich live gespielt - Herr "ttg" vergaß dies zu erwähnen - wurde vom Nittenauer Publikum wohlwollend beklatscht. Es gab sogar Szenenapplaus, z.B. für den Bauchtanz der ältesten Grantlhubertochter. Schade, daß Herr "ttg" das nicht mehr mitbekam, denn er und zwei andere Kumpane hatten da schon "sehr enttäuscht" den Pirzersaal verlassen und saßen vermutlich zu der Zeit bereits zuhause vor ihren jeweiligen Fernsehern. Ich hoffe, Herr "ttg" konnte sich mit einer lustigen Samstag-Abend-Comedy über seinen mißglückten, aber immerhin nur halben Theaterabend hinwegtrösten.

Mit freundlichen Grüßen

Kurt Raster


Dokumentation

Die Fakten hinter dem Spiel

FRANZ: Häde doch nia drabaut. Häda ma doch grod draust af da Wies wos neis hibaut. Rechts da Stoi, vorn geht dStraß vorbei und hintam Haus stehts Silo. War i bled.

Mais-Silos sind eine relativ junge Erscheinung in der Landwirtschaft und gehen auf die sogenannte Silomaisprämie zurück.
"Bauern bekommen seit 1992 anstatt der Garantiepreise für bestimmte Produkte nun Prämien für solche Flächen, auf denen die bislang preisgarantierten Kulturen (wie z. B. Getreide) und nun zusätzlich Mais angebaut werden. Mit dem Mais wurde erstmals ein so genanntes Grundfutter subventioniert. Doch diese Privilegierung des Mais hatte fatale Folgen für das andere, nicht subventionierte Grundfutter wie etwa das Kleegras oder das ökologisch so wertvolle Grünland. Der Maisanbau dehnte sich deutlich aus, das Grünland nahm weiter massiv ab (um 25 Prozent in den letzten 20 Jahren in den alten Bundesländern), die Kühe wanderten von der Weide in den Stall. Milchkühe auf der Weide findet man daher heute häufiger auf den Verpackungen der Milchkonzerne denn in der Wirklichkeit. Die ökologischen Folgen beider Entwicklungen sind eindeutig negativ: Der Mais ist nicht nur ein Problem, weil er das Grünland verdrängt. Sein Anbau an sich ist ein Umweltproblem hohen Ausmaßes. Lange liegt der Boden dem Wetter ohne schützende Pflanzendecke ausgesetzt brach, Bodenerosionen sind extrem häufig. Die schweren Maschinen, die im Maisbau eingesetzt werden, führen zu Bodenverdichtungen. Der Mais ist zudem ein exzellenter Gülleschlucker. Er kann quasi in der "Scheiße" stehen, und auch dies macht ihn neben seiner hohen Ertragsfähigkeit für die intensive Landwirtschaft, insbesondere die großen Mastbetriebe, so interessant. Interessiert ist aber auch die vorgelagerte Industrie: Sie verkauft Jahr für Jahr das Hybridsaatgut, das demnächst gentechnisch manipuliert auf den Markt kommt; sie liefert die vielfach benötigten Spritzmittel und die schweren Erntemaschinen. Allein die Tatsache, dass es einen Zusammenschluss der am Maisanbau interessierten Verbände gibt, zeigt, welches Interesse an einer solchen Frucht bestehen kann. Wenn die Bauern schon kaum noch in der Landwirtschaft Geld verdienen können, so lässt sich zumindest an der Landwirtschaft Geld verdienen.
Dort, wo sich Massentierhaltungsbestände konzentrieren, z. B. im Münsterland, in Südoldenburg oder aber in der Bretagne, bestimmt Mais das Landschaftsbild.
Doch das Grundwasser wird verschmutzt. Dies kritisierte bereits der Europäische Rechnungshof. (...)
Die Silomaisprämie sollte gestrichen, die Agrarumweltprogramme sollten ausgedehnt werden. Eine Grünlandprämie wurde ebenso erwogen wie die Kopplung der Zahlung von Rinderprämien an einen Weidegang der Tiere. (...)
Die Silomaisprämie wurde nicht gestrichen, weil besonders Deutschland und Frankreich dagegen opponierten. Und das hatte Folgen: Da nämlich die Kommission in ihren Finanzierungsvorschlägen die Silomaisprämie nicht eingerechnet hatte (weil sie ja für die Streichung war), diese Prämie allein aber mit 2,5 Milliarden Mark pro Jahr zu Buche schlägt, die Regierungschefs aber bei rund 40 Mrd. Euro pro Jahr eine klare Ausgabenobergrenze für die Agrarpolitik gezogen hatten, mussten diese 2,5 Milliarden Mark an anderer Stelle des Agrarhaushaltes eingespart werden. Unter anderem deshalb gibt es keine Grünlandförderung, keine Förderung der ökologisch so wertvollen Leguminosen oder des Kleegrases, keine höheren Zahlungen der EU in ökologisch sensiblen Gebieten, so wie es von der Kommission angedacht war! Und bei den Milchpreisen wurde stärker gesenkt als geplant. Alles Maßnahmen, die gerade Betrieben, die ihre Milch nicht mit Mais herstellen können, sondern z. B. auf Grünland ökologisch verträglich und tiergerecht wirtschaften, ökonomische Probleme bereiten. (Lutz Ribbe: "Die Wende in der Landwirtschaft", in "Aus Politik und Zeitgeschichte, B 24/2001)

 

HANSI: Üba de Thatcha hora gschimpft, des häts hearn miaßn. Da Millionär soid genau sovai Steiarn zoin, wia da Haifsoabata. A piece of Bullshit, hod a gsogt, is de Kopfsteia. Mama, woaßt wos a Bullshit is?

"Margaret Hilda Thatcher (...) war von 1979 bis 1990 die erste weibliche Premierministerin von Großbritannien und Nordirland. (...) Die von ihr vertretene Wirtschaftspolitik spiegelte sich in der von Ronald Reagan in den USA und von Brian Mulroney in Kanada wider. Sie ist gekennzeichnet von einer Geldpolitik, welche die Inflation einschränkt, und sich auf die Freie Marktwirtschaft verlässt - im wesentlichen also auf neoliberale Elemente. Die Rolle des Staates in der Wirtschaft wurde stark verringert, mit der Privatisierung vieler Staatsunternehmen (etwa der British Telecom, British Petroleum (BP), British Airways) aber auch lokaler Versorgungsunternehmen (Trinkwasserversorgung, Elektrizitätsunternehmen, Eisenbahn).
Eine bis heute nicht vergessene Folge ihrer Politik war ein scharfer Anstieg der Arbeitslosenquote, die mit drei Millionen Arbeitslosen 1982 ihren Höhepunkt erlebte, um danach erst wieder gegen Ende der 1980er Jahre zu fallen. Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Arbeitslosigkeit in Großbritannien geringer als in vielen anderen europäischen Ländern. Kritiker von Margaret Thatcher sehen den wirtschaftlichen Erfolg Großbritanniens nicht so sehr als eine Folge ihrer Wirtschaftspolitik, sondern führen ihn auf die bedeutenden Vorkommen von Erdöl in der Nordsee zurück. (...)
Unter ihrer Führung wurde der Einfluss der Gewerkschaften stark reduziert. Im Steinkohlenbergbau waren die Auseinandersetzungen zwischen streikenden Arbeitern und Sicherheitsorganen so groß, daß Kritiker der Regierung vorwarfen, die Polizei zu politischen Zwecken einzusetzen. Der Streik der Bergleute 1984/85 dauerte ein ganzes Jahr. Letztlich behielt die Regierung unter Margaret Thatcher jedoch die Oberhand.
1985 verweigerte ihr die Universität Oxford die Ehrendoktorwürde, aus Protest gegen Kürzungen im Bildungsetat. (...)
Thatchers Popularitätskurve begann zu sinken, als sie 1989 eine als ungerecht empfundene personenbezogene Steuer (community charge, besser bekannt als poll tax Kopfsteuer) einführte. Dies führte zu hefiger Kritik und zu Demonstrationen, sogar in ausgesprochen konservativ geprägten Landesteilen. (...)
1992 verzichtete sie darauf, zur Wiederwahl anzutreten. (...) 1998 stattete sie dem zu dieser Zeit in London unter Hausarrest stehenden chilenischen Ex-Diktator Augusto Pinochet einen Besuch ab, der sehr kontrovers diskutiert wurde. (...)
Wie umstritten Thatchers Amtsführung bis heute ist, zeigt sich unter anderem darin, dass sie 2002 und 2003 in zwei Umfragen einmal den 16. Platz unter den hundert größten Briten aller Zeiten erreichte und einmal den dritten Platz unter den hundert schlechtesten.
Ihr Sohn Mark Thatcher lebt in Südafrika und war Ende 2004 wegen dubioser politischer Einflussnahmen Gegenstand juristischer Untersuchungen. (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Margaret_Thatcher)

 

HANSI: Woast, es is a Wahnsinn, wos da lauft. Jeds Joa sterm 30 Millionen Leid an Hunga, 30 Millionen, und bei uns griagst Prämien fia Flächenstilllegungen.

"In ihrem letzten Bericht schätzt die FAO, die Food and Agricultural Organization (...), daß 1999 mehr als 30 Millionen Menschen verhungert sind. Die Anzahl der Menschen, die im gleichen Zeitraum an chronischer schwerer Unterernährung litten, wird auf mehr als 828 Millionen beziffert." (Jean Ziegler: "Wie kommt der Hunger in die Welt", 1999, S. 14. Jean Ziegler ist Sonderberichterstatter der UNO-Menschenrechtskommission für das Recht auf Nahrung.)

1992 einigten sich die Landwirtschaftsminister der EU-Mitgliedsländer in der Verordnung (EWG) Nr. 1765/92 auf das Konzept von Ausgleichszahlungen (Prämien) für Flächenstilllegungen.
"Sich regen, bringt Segen, sagt der Volksmund und erweist sich damit gelegentlich als nicht mehr so ganz auf der Höhe der Zeit. Seitdem ein Flächenstillegungssprogramm als Zugeständnis an deutsche Vorstellungen das Licht der EG-Welt erblickt hat, könnte das Nichtstun mehr Segen abwerfen als die Arbeit im Schweiße des Angesichts. Wer seine Äcker fünf Jahre lang brachliegen läßt, wird mit Prämien in Höhe des entgangenen Gewinns belohnt - orientiert am Einstiegsjahr. Tätige Berufskollegen dagegen müssen mit fallenden Preisen rechnen." (Hannelore Schmid: "Die Zeche zahlt der Bauer", 1988, S. 103)

 

FRANZ: Bei mia kimmt grod gsunds Gift af dWies. Staatlich kontrolliert quasi.

"Immer mehr Pestizide in Lebensmitteln
Hamburg, 04.03.2005: Die Pestizidbelastung in pflanzlichen Lebensmitteln steigt immer weiter an. Das geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht über Pestizidrückstände in Obst und Gemüse für das Jahr 2003 des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor. Das Risiko für die Gesundheit der Verbraucher nimmt stetig zu.
Aus dem stillschweigend auf der Internetseite veröffentlichten Bericht geht hervor, dass der Anteil des pestizidfreien Obstes und Gemüses aus herkömmlichem Anbau innerhalb von fünf Jahren um ein Drittel von 61 Prozent (1998) auf 41 Prozent (2003) gefallen ist. In neun Prozent der fast 10.000 untersuchten Proben in 2002 und 2003 ist die gesetzliche Pestizid-Höchstmenge überschritten worden. 1998 waren es noch vier Prozent.
Eine Bewertung der Ergebnisse gibt das BVL nicht ab. Manfred Krautter, Chemieexperte von Greenpeace: "Es ist kein Wunder, dass das Bundesamt seinen Pestizidbericht nicht an die große Glocke hängen will - er dokumentiert einen schleichenden Lebensmittelskandal."
"Die Belastung des in Deutschland verkauften Obstes und Gemüses mit Pestizidrückständen steigt seit Jahren an. Fast jedes zehnte Produkt überschreitet die gesetzlichen Spritzmittel-Grenzwerte und wird somit illegal verkauft. Jetzt zeigt sich der wirkliche Preis der Billiglebensmittel: Geiz ist giftig, wenn Erdbeeren, Trauben, Salate und Paprika aus dem Massenangebot vor Pestiziden nur so strotzen." Der Anteil an Produkten, in denen gleich mehrere Rückstände von Spritzmitteln gefunden wurden, ist von 32,9 Prozent der Ware (2002) auf 34,2 Prozent (2003) angestiegen. Krautter: "Der einzige Lichtblick sind Bio-Produkte, die in der Regel keine Rückstände aufweisen. Das zeigen auch die regelmäßigen Tests des Greenpeace-Einkaufsnetzes."
"Der Verbraucherschutz hat bei den Pestiziden glatt versagt. Nun sind die Agrarminister des Bundes und der Länder gefordert. Seit Donnerstag tagen sie und der Nähe von Bonn und wollen auch über ein längst überfälliges Pestizidreduktionsprogramm debattieren. Zwar ist ausländische Ware im Schnitt höher belastet als heimische, doch in Deutschland werden 30.000 Tonnen Pestizide jährlich verspritzt.(...)" (siehe http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA_naturkost/8058.php)

 

HANSI: De Hormone mochan aus Mandl Weibal und umkehrt. Es gibt scho Tierartn, de sterm aus, weis koane Mandl mea gibt. Süßwassaschneckn zum Beispai.

"Vinclozolin
Vinclozolin ist ein Wirkstoff, der in zahlreichen landwirtschaftlichen Kulturen gegen Pilzerkrankungen, wie z. B. Grauschimmel, Weißstängeligkeit und Spitzendürre eingesetzt wird. Vinclozolinhaltige Pflanzenschutzmittel werden in Deutschland für Wein, Erdbeeren, Süß- und Sauerkirschen, Kopfsalat, Chinakohl, Spargel, Zwiebelgemüse, Busch- und Stangenbohnen, Winterraps, Rotklee und Zierpflanzen eingesetzt (BBA-Zulassungsverzeichnis, 2001). In anderen europäischen Ländern werden sie zudem im Hopfenanbau sowie für Zier- und Sportrasen verwendet (Gülden et al., 1998; WWF 2001). In den USA wird Vinclozolin verbreitet in Obstkulturen eingesetzt.
Deutscher Hersteller ist seit 1975 die Bayer AG. In Europa werden 500 bis 1.000 Tonnen Vinclozolin pro Jahr produziert (European Commission, 2000). In Deutschland wurden 1999 rund 61 Tonnen Vinclozolin eingesetzt (WWF, 2001).
Im Jahr 2001 war der Wirkstoff in den zwei Präparaten „Ronilan WG“ und „Konker R“ enthalten. Zum Ende 2001 ist die Zulassung für ein Mittel „Ronilan WG“ zwar fristgerecht ausgelaufen, dies bedeutet jedoch weder einen Anwendungsstopp noch ein Verbot. Die Restbestände dürfen noch zwei Jahre lang aufgebraucht werden. Derweil wird auf EU-Ebene in dem Neubewertungsprozess geprüft, ob der Wirkstoff in die EU-Positivliste aufgenommen wird und auch zukünftig eingesetzt werden kann. Umweltverhalten / Umweltbelastung
Vinclozolin wird von Pflanzen nicht über die Blätter aufgenommen und bereits durch leichten Regen wieder abgewaschen. Der Wirkstoff wird in Boden, Wasser und Organismen schnell abgebaut. Eines dieser Abbauprodukte kann dann jedoch über die Pflanzenwurzeln aufgenommen, in die Blätter transportiert und dort wieder in Vinclozolin umgewandelt werden. Die Halbwertszeit von Vinclozolin im Boden beträgt max. 42 Tage, die der Abbauprodukte max. 82 Tage. Vinclozolin selbst gilt damit als nicht langlebig (persistent), wohingegen die Abbauprodukte als persistenter eingestuft werden (European Commission, 2000).
Vinclozolin wurde in den Niederlanden in Oberflächengewässern und in Regenwasser gefunden (Ordelman, 1996, in: European Commission, 2000). In Deutschland wurde Vinclozolin im niedersächsischem Grundwasser nachgewiesen (PAN, 2001a), während in Binnengewässern keine messbaren Konzentrationen von Vinclozolin gefunden wurden. Allerdings wurden die besser wasserlöslichen und persistenteren Abbauprodukte nicht untersucht (Gülden et al., 1997). Vinclozolin ist nach der EU-Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) als umweltgefährlich klassifiziert und wird hinsichtlich seiner Toxizität mit den Gefahrenhinweisen (R-Sätze 50/53): “Giftig für Wasserlebewesen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkungen haben”, gekennzeichnet (PAN, 2001b).
Eine Belastung des Menschen kann in erster Linie über Rückstände in Nahrungsmitteln stattfinden, denn Vinclozolin wird in zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln gefunden. In verschiedenen EU-Mitgliedstaaten nahm Vinclozolin den achten Rang unter den am häufigsten gefundenen Pestizid-Rückständen ein (European Commission, 1998). Das Lebensmittel- Überwachungsprogramm des BGVV der Jahre 1997 und 1998 fand Vinclozolin in 9 von 17 untersuchten pflanzlichen Lebensmitteln deutscher Herkunft und damit in den meisten unterschiedlichen Lebensmitteln (PAN, 2001a). Die zulässigen Höchstmengen der EU für Vinclozolin reichen von 0,05 Millligramm pro Kilogramm (mg/kg) (viele tropische und Zitrusfrüchte sowie Rote Johannisbeeren) über 1 mg/kg (Äpfel und Birnen), 5 mg/kg (Erdbeeren, Himbeeren, Salat und Feldsalat) bis zu 10 mg/kg (Kiwis).
Erhebliche Belastungen wurden in einer belgischen Untersuchung festgestellt. Dort wiesen über 50% der Erdbeerproben Vinclozolin- Rückstände bis zu 1,82 mg/kg auf. Der Wirkstoff war zudem in Endivien, Bohnen, Sellerieblättern, Kopfsalat, Gurken, Paprikaschoten, Petersilie, Rettich, Tomaten, Johannisbeeren, Äpfeln, Bananen, Erdbeeren, Weintrauben, Kiwis, Melonen, Birnen, Pfirsichen und Wein nachzuweisen (Dejonckheere et al., 1996). In Deutschland waren Erdbeeren und Eichblattsalat am häufigsten belastet (bis zu 35%). Überschreitungen der Höchstmengen konnten am häufigsten bei Roten Johannisbeeren festgestellt werden, aber auch bei Eichblattsalat und Feldsalat. Die höchsten gefundenen Rückstandsmengen traten in einzelnen Proben von Roten Johannisbeeren mit 3,1 mg/kg, in Eichblattsalat mit 9,5 mg/kg und Feldsalat mit 23 mg/kg auf. (BgVV, 1998a)
Wirkung und mögliche Gefahren
Eine hormonähnliche Wirkung von Vinclozolin wurde im Tierversuch (in vivo) mit Ratten festgestellt. Vinclozolin hemmt die sexuelle Differenzierung in männlichen Ratten. Bei Verfütterung von Vinclozolin an tragende Ratten brachten diese männliche Nachkommen mit verschiedenen Fehlbildungen der Geschlechtsorgane und Anzeichen der Verweiblichung zur Welt (z.B. Spaltpenis, blockierte Hodensenkung und die Ausbildung von bei männlichen Ratten normalerweise nicht vorkommenden Brustwarzen) (Gray et al., 1994). Weiterhin wurden herabgesetzte Spermienzahlen und verminderte Fruchtbarkeit festgestellt (WWF, 2001).
In Experimenten mit jungen Ratten zum Zeitpunkt der Geschlechtsdifferenzierung zeigte sich, dass bereits Konzentrationen von wenigen Milligramm pro Kilogramm Vinclozolin im Futter zu einer bedeutsamen Veränderung der Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane bis hin zu einer Verweiblichung führen. Dabei traten die unterschiedlichen Schädigungen bei ganz unterschiedlichen Konzentrationen auf. Für einige der beobachteten Effekte konnte kein auslösender Schwellenwert angegeben werden (Gray et al., 1999). Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass Auswirkungen von Vinclozolin bereits bei Konzentrationen auftreten, die eine Größenordnung unterhalb bisher beschriebener Konzentrationen liegen, bei denen keine Wirkung beobachtet wurde.
Die verweiblichende Wirkung kommt dadurch zustande, dass Vinclozolin mit dem männlichen Hormon Androgen um seinen Rezeptor konkurriert. Auf diese Weise verhindert es, dass die normalerweise durch das Hormon ausgelöste Umsetzung der in den Genen festgelegten Erbinformationen ausgeführt wird. (Wong et al., 1995). Obwohl Vinclozolin selber nur relativ schwach an diesen Rezeptor bindet, ist die Bindung der Vinclozolin- Abbauprodukte an den Androgenrezeptor weitaus stärker (Gray et al., 1994). Nach Verfütterung von Vinclozolin an erwachsenen Ratten wurde, neben erkennbaren Effekten wie einem verringerten Prostata-Gewicht, zudem eine Abnahme von Androgen-Rezeptoren im Gewebe festgestellt (Kelce et al., 1997).
Eine weitere Wirkung von Vinclozolin, die im Versuch mit Ratten nachgewiesen werden konnte, betrifft unterschiedliche Verhaltensweisen. Dazu gehörten z.B. das Spielverhalten, die Aufnahme von Zucker- oder Kochsalzlösungen und die Bewegungsaktivität im Laufrad. Die Veränderung dieser Verhaltensweisen war gechlechtsspezifisch. So tranken weibliche Ratten nach Verfütterung von Vinclozolin etwa 40% mehr Zuckerlösung als die unbehandelte Kontrollgruppe, während der Unterschied bei männlichen Ratten nur etwa 6% betrug (WWF, 2001).
Von der Europäischen Kommission wird Vinclozolin im Hinblick auf seine hormonaktive Wirkung als sehr bedeutsam bewertet (European Commission, 2000). Hinsichtlich der akuten Wirkung auf den Menschen wird Vinclozolin von der Weltgesundheitsorganisation WHO als "unwahrscheinlich, ein akutes Risiko bei normalem Gebrauch darzustellen" eingestuft. Die US-Umweltbehörde stuft Vinclozolin als mög- WWF-Studie 2002: Gefahren durch hormonell wirksame Pestizide und Biozide WWF-Studie 2002: Gefahren durch hormonell wirksame Pestizide und Biozide 18 liches Karzinogen ein, bei dem die Datenlage (aus Tierversuchen) begrenzte Hinweise auf ein krebserzeugendes Potential liefert, ohne dass es Daten für Menschen gibt. Die EU ordnet Vinclozolin als eine Substanz ein, die für Menschen hinsichtlich möglicher krebserregender Wirkungen bedeutsam ist, bei der die zugänglichen Informationen aber nicht für eine zufriedenstellende Einstufung ausreichen. Des weiteren ist der Wirkstoff als reproduktionstoxisch eingestuft. Die Präparate müssen auf der Packung mit der Kennzeichnungsauflage R62 "Kann möglicherweise die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen" und R63 "Kann das Kind im Mutterleib möglicherweise schädigen" versehen werden. (PAN, 2001b)
Nach einer vergleichenden Stoffbewertung, in der neben der hormonellen Wirksamkeit weitere toxikologische und ökotoxikologische Kriterien der Gefährdungsabschätzung mitberücksichtigt wurden, zeichnet sich Vinclozolin durch ein hohes Risikopotential unter den Pestiziden aus (PAN, 2001b)." (Aus: "Gefahren durch hormonellwirksame Pestizide und Biozide - Schadstoffe in Lebensmitteln, Garten und Haus", Herausgeber: WWF Deutschland, 2002, S. 16 ff)

"Ein bekanntes Beispiel für die androgene Wirkung hormonähnlicher Substanzen auf die Geschlechtsausbildung sind die weltweiten Beobachtungen bei etwa 120 Meeres- und Süßwasserschnecken. Die Weibchen zeigen Merkmale der Vermännlichung bis hin zur Ausbildung männlicher Geschlechtsorgane. Ausgelöst wird dieser Effekt durch die Belastung mit dem Biozid Tributylzinn (TBT) aus Unterwasseranstrichen („Antifoulings“) an Schiffen. Durch die Hemmung der Östrogenbildung erhöht sich der Testosteronspiegel beim Weibchen. Die ausgelöste Scheinzwittrigkeit verhindert die Eiablage und damit die Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere." (ebd. S. 7)

 

HANSI: Hm, no vai. Woast, i bi na ganz voi vo am Biachl, wos e grod les. Es is ois so vakehrt, so deppart eigricht. Mo kant den ganzn Dog Scheiße schrei. Zum Beispai eß ma vai zvai Fleisch. Fia oa Kilogramm Fleisch braucht ma mindestens 20 kg Sojaschrot oda Gerstn, hobe glesn. Mia hät ma zwanzg moi sovai zum Essn, wemma olle Vegetarier wattn.

"In den vergangenen Jahren hat die Welt jährlich etwa 1300 Millionen Tonnen Nahrungs- und Futtergetreide produziert. Die entwickelten Länder verzehren davon die Hälfte, obwohl sie nur etwa ein Viertel der Weltbevölkerung stellen. Das Vieh in diesen Ländern frißt ein volles Viertel dieser gesamten Getreideerzeugung, oder (...) "soviel wie alle Menschen von China und Indien zusammengenommen verzehren" - mithin den Verbrauch von 1,3 Milliarden Menschen. Wenn die Chinesen, die ungefähr viermal so viel Schweine züchten wie die Amerikaner, ab morgen in einer Art kollektiven Wahnsinns ihre Schweine wie die Amerikaner mit Getreide mästen würden, bliebe für die Menschen dieser Welt nur noch sehr wenig Getreide übrig. (Etwa 20 kg Getreide sind erforderlich, um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen, 7 bis 8 kg für 1 kg Schweinefleisch.)" (Susan George:"Wie die anderen sterben" 1976, S.13)

 

FRANZ: Mahlzeit.
Hansi: I moan o des übatrieme Fleischessn. Woast, es kanntn doppelt sovai Leid af da Weit lem, wenn ma ned ois unsare Viecha vafuaran datn.

"842 Millionen Menschen waren im Jahr 2003 schwerstens und chronisch unterernährt. Im Jahr davor waren es 826 Millionen. 100 000 Menschen sterben täglich an Hunger oder ans seinen unmittelbaren Folgen (Mangelkrankheiten etc.). alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Die Welternährungsorganisation der UNO (FAO), die diese Zahlen publiziert, stellt fest, dass die Weltlandwirtschaft beim gegenwärtigen Stand der Entwicklung ihrer Produktivkräfte ohne Probleme 12 Milliarden Menschen ernähren könnte bei einer Tagesration pro Individuum von 2700 Kalorien (World Food Report, Rome 2003). Wir sind gegenwärtig 6.2 Milliarden Menschen auf der Welt. Schlussfolgerung: Der tägliche stille Völkermord durch Hunger, der in eisiger Normalität sich abspielt, ist kein Schicksalsschlag. Er ist menschengemacht. Jedes Kind, jede Frau, jeder Mann, alle die am Hunger oder an seinen unmittelbaren Folgen sterben, werden eigentlich ermordet." (Jean Ziegler: "Das tägliche Massaker des Hungers" in "Widerspruch 47 - Beiträge zu sozialistischer Politik", 2004, S. 19)

 

HANSI: Mia essma de oama Leid in da 3. Weit braktisch oise weg.

"Hafez Sabet veröffentlichte 1992 eine Studie, in der er durch eine volkswirtschaftliche Berechnung nachwies, daß der Norden dem Süden allein für den Zeitraum von 1950 bis 1990 die Summe von rund 50 Billionen Dollar schulden würde - wenn die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern denselben Standards entsprechen würden wie zwischen den Industriestaaten selbst. Das Ergebnis dieser Studie „Die Schuld des Nordens" wurde von Nobelpreisträgern der Wirtschaft bestätigt und von keiner Seite bestritten. In der Summe von 50 Billionen Dollar ist die geleistete Entwicklungshilfe bereits abgezogen.
Sofern wir aus den Industrieländern Entwicklungshilfe leisten, erbringen wir lediglich einen bescheidenen Ausgleich für die verzerrten Terms of Trade zwischen Nord und Süd. Die staatliche Entwicklungshilfe der Industrieländer, einst mit 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts angesagt, liegt inzwischen bei 0,22 Prozent. (...)
Wir tauschen derzeit auf den Weltmärkten eine Stunde Arbeit aus den Industrieländern oftmals gegen 1.000 Stunden Arbeit aus den armen Ländern. Wir erhalten deren Produkte als fast geschenkt." (Huschmand Sabet ist Stuttgarter Unternehmer und erhielt 1997 zusammen mit Michael Gorbatschow und dem Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus für sein Konzept der Cange-the-World-Tax, ein globaler Marshallplan gegen die Armut in der Welt, den Planetary Consciousness Award. Siehe http://www.terra-network.de/change-tax-sabet.htm)

 

HANSI: I find aa ned ois richte wos drin steht. Owa i woit ned gleich so gach afanga, mit freier Liebe, Wilhelm Reich und so. Des ganze Christliche und vor allem woas a üba de Schwula schreibt, is scho a ziemlicha Schmoarn.

"Die männlich-weibliche Polarität ist auch die Basis der zwischenmenschlichen Kreativität. Biologisch wird dies darin sichtbar, daß die Geburt eines Kindes auf der Vereinigung von Samen und Eizelle beruht. Aber auch im rein seelischen Bereich ist es nicht anders; in der Liebe zwischen Mann und Frau werden beide wiedergeboren. (Die homosexuelle Abweichung von der Norm entsteht dadurch, daß diese polarisierte Vereinigung nicht zustande kommt und daß der Homosexuelle hierdurch unter dem Schmerz der nicht aufgehobenen Getrenntheit leidet, wobei es sich übrigens um ein Unvermögen handelt, das er mit dem durchschnittlichen heterosexuell Veranlagten, der nicht lieben kann, teilt." (Erich Fromm: "Die Kunst des Liebens", 1984, S. 44)

 

LISBETH: Genau. Mecht ned wissn, wea do ois gschmiart woarn is.
FRANZ: Ollemidanand, ollemidanand.

Eine Franz-Josef-Strauß-Brücke gibt es wirklich. Sie wurde 1988 zu Passau über die Donau gespannt. Ob es dabei zu Bestechungen gekommen ist und diese kurz nach Fertigstelltung renoviert werden mußte, ist mir zumindest nicht bekannt. Den Skandal sehe ich darin, daß eine Brücke nach einem Politiker benannt wurde, der in zahlreiche Affären verstrickt war (z.B. die Lockheed- oder die Spiegel-Affäre, um nur die bekanntesten zu nennen), und darin jeweils ein Verhalten zeigte, das auf einen erschreckenden Mangel an Demokratieverständnis schließen ließ. Über Strauß darf offiziell gesagt werden, daß ihm "der Geruch der Korruption anhafte." (Landgericht München, Aktenzeichen 18060/64, siehe Bernt Engelmann: "Das neue Schwarzbuch Franz Josef Strauß", 1980, S. 114)

 

HANSI: Mit da Natua is bei eich soweit nimma hea. Fluarbereinigung hod an Boch begradigt und olle Heckn umglegt. Af jedn Ocka geht a Teastroß.

"Zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion mussten zunächst gut bearbeitbare Flächen geschaffen werden. Dies hatte natürlich auch einschneidende Auswirkungen auf die Landschaft. Besonders die durch das geltende Erbrecht bis etwa 1950 entstandenen, kleinen, zerstreuten, oft handtuchförmigen Parzellen legte man daher jetzt im Rahmen einer Flurbereinigung zu großen, rentablen Produktionsflächen zusammen. Dabei störenden Hecken und Feldgehölze beseitigte man, ohne an die ökologischen Folgen zu denken. Zusätzlich legte man befestigte und geteerte Wirtschaftswege an, schüttet Tümpel zu, begradigte und verrohrte Bäche und nivellierte Unebenheiten im Gelände. Diese ausgeräumten Landschaften eigneten sich bestens zur Anlage von Monokulturen, etwa von neu gezüchteten Hochertragssorten des Weizens. Allerdings sind Monokulten sehr anfällig für viele Arten von Schädlingen, weshalb die Felder nun mit den unterschiedlichsten Spritzmittel bearbeitet werden müssen. Dies ist besonders bei eingeführten Pflanzen wie beispielsweise bei der Kartoffel wichtig, denn ihr Schädling - der Kartoffelkäfer - hat bei uns keine natürlichen Fressfeinde und würde daher - ohne Eingreifen des Menschen - in manchen Jahren beträchtliche Schäden anrichten." (siehe http://www.br-online.de/wissen-bildung/telekolleg/faecher/biologie/trimester_02/biologie_13/)

 

HANSI: Und da Rest wiad doud gspritzt. Do woit i heid eh mitn Franze drüba ren. Oba i glaub, des hodn ned so intressiert.

"Der jährliche Verbrauch an Pestiziden beläuft sich z.Zt. auf 50 000 Tonnen allein in der BRD. (...) Als Folge davon sind zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bereits ausgestorben, viele weitere sind hochgradig bestandsbedroht. Sie alle sind auf den sog. 'Roten Listen' der ausgestorbenen und gefährdeten Organismen zu finden. Danach fallen in der Bundesrepublik unter die Kategoirien 'Ausgestorben' bis 'Gefährdet': 55 % der Säugetiere, 44 % der Vögel, 58 % der Lurche, 67 % der Kriechtiere, 32 % der Farn- und Blütenpflanzen, 15 % der Moose und 50 % der Flechten. Dazu kommen viele Fische, wirbellose Tiere sowie Pilze und Algen. (Herbert Zucchi: "Eingriffe in die Landschaft und ihre Folgen" in Öko-Magazin "Landschaftsplanung", Herausgegeben vom ÖKO-Institut, Freiburg i. Br., 1980, S. 14)

 

VATER: Na, i hob owei gschaut, daß i vorbeischiaß. I war frou, wiane voa Moskau vawundet woarn bi. Spära dann war i bei de Gebirgsjaga.
HANSI: Bei de Gebirgsjaga? Des warn doch de olla schlimman. Massaka in Griechenland und af Kreta und wos woas i na übaroi. De kemmand doch glei noch da SS.

"Die Beweise für die Verbrechen der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg lassen sich heute nicht mehr leugnen. Für die Öffentlichkeit gibt sich die Bundeswehrführung gerne kritisch. So wurde die Bundeswehrkaserne in »Lutensee-Kaserne« umbenannt, nachdem sie bis 1995 den Namen des Kriegsverbrechers Ludwig Kübler trug. Doch die Truppe ließ sich von solcherlei Kosmetik nicht beeindrucken. Im Jahre 1997 erschütterte ein Video die Öffentlichkeit, das von Soldaten des 571. Gebirgsjägerbataillons gedreht wurde. Scheinhinrichtungen und rassistische Szenen wurden gezeigt. Die Vorgesetzten und Offiziere der Soldaten sind Mitglieder im Mittenwalder »Kameradenkreis der Gebirgstruppe e.V.« und möglicherweise mit am Video beteiligt gewesen, wie die Sozial.Geschichte – Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts berichtete. Faschismus scheint bei nicht wenigen Gebirgsjägern zum guten Ton zu gehören. So prügelten vor einigen Jahren Gebirgsjäger im Intercity nach München unter »Sieg-Heil«-Gebrüll auf einen behinderten Ausländer ein. So ist dann auch der ehemalige Gebirgsjäger Edmund Stoiber »besonders stolz auf diese spezifisch bayrische Truppe und ihre Leistungen in der Vergangenheit.«
Die Blutspur ihrer Leistungen ziehen sich durch ganz Europa. In Griechenland (Kommeno, Kephalonia, Lyngiades, Skines), in Italien (Camerino, Fabriano), in Frankreich ( im Vercors), in Finnland (Rovaniemi) und in weiteren Orten Jugoslawiens, Polens, Albaniens und in der Sowjetunion ließen sie ermordete Zivilisten zurück, schändeten Leichen und führten private Raubzüge durch. Reinhold Klebe, Chef der Kompanie, deren Angehörige 1943 in Kommeno 317 Zivilisten niedermetzelten, über die Leichen der Frauen herfielen und Kleinkinder verstümmelten, wurde später Stabsoffizier der Bundeswehr. Seit den 50er Jahren trifft sich der Traditionsverband der Gebirgsjäger in Mittenwald, unterstützt von der Bundeswehr, am Denkmal auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald, um zu Pfingsten ihrer eigenen Toten zu gedenken. Nicht der ihrer Opfer. (...)
Letztes Jahr stellte die Bundeswehr erstmals keine offiziellen Redner und beließ es bei einem Kranzabwurfkommando. Auch der bisherige Stammgast Edmund Stoiber ging auf Tauchstation. Die Proteste zeigten erste Wirkungen. Doch die Kirche steht in ihrem Glauben fest. So sprach ein evangelischer Militärgeistlicher auf der Gedenkfeier 2003 von einem »der schwärzesten Tage in der Militärgeschichte«, meinte damit aber nicht die Beteiligung deutscher Gebirgsjäger an den Massakern, sondern den Tod von vier Gebirgsjägern der Bundeswehr in Kabul. »Gott segne unsere Bundeswehr!«, so des Predigers Bitte um göttlichen Beistand am Schluß seiner Predigt. Amen. (Christian Mütze: "Vor der Führerspitze", in Tageszeitung "junge Welt" 22./23.01.2005)
"Was mich furchtbar abgestoßen hat, das war, dass einige Angehörige der 12. Kompanie sich in schändlicher Weise an den Leichen zu schaffen machten. So habe ich selbst gesehen, wie einige Soldaten den weiblichen Leichen Bierfalschen in den Geschlechtsteil einführten. Ich glaube, ich habe auch Leichen gesehen, denen die Augen ausgestochen waren. Wenn ich gefragt werde, ob es den Tatsachen entspricht, dass Kinder in der Weise verbrannt wurden, dass ihnen mit Benzin getränkte Watte in die Münder gestopft und die Watte dann angezündet worden ist, dann gebe ich an, dass ich tatsächlich Kinder gesehen haben (Leichen), die in der Gesichtsgegend um den Mund schreckliche Brandwunden aufwiesen. Ob diese Kinder lebend oder als Leichen so misshandelt worden sind, weiß ich nicht. [Ich] möchte noch ergänzend anführen, weil dies auch vielleicht ein bezeichnendes Licht auf die Sache wirft, dass nach dem Einsatz im Zeltlager ein Besäufnis stattfand. Es war Wein und auch Lebensmittel erbeutet worden. Dieser Wein wurde ausgetrunken, und es ging bei einigen Kameraden hoch her. Allerdings, und dies möchte ich auch feststellen, war den meisten nicht zum Feiern." (Aussage von August Seitner am 16.04.1970 vor der Staatsanwalt München im Zuge eines Ermittlungsverfahrens zu dem Massaker in Kommeno/Griechenland am 16.08.1943. Zitiert aus: "Mörder unterm Edelweiß - Dokumentation des Hearings zu den Kriegsverbrechern der Gebirgsjäger", 2004, Seite 47)

 

VATER: Aussis, is scho so weit?
FRANZ: Wos solle mache? Mit 50 Stickl Viech kannst heid nimma lem. I muaß an Kuastoi namoi vagreßarn, Milchkontingente dazuakaufa, mea Mais abau, mea Kunstdünga. Produktionserhöhung af Deife kim außa.

"Die Kontingente sind nach der Produktion in einem bestimmten Zeitraum für die einzelnen Betriebe festgelegt. Betriebe mit größeren (sic) Viehbestand dürfen sich als gesichert fühlen, während kleinere Betriebe mit eigenem Futteranbau um so mehr das Nachsehen haben, als sie in den von Natur benachteiligten Gebieten ohne Alternativen zur Umstellung ihrer Produktion sind. So wird eine Strukturentwicklung gefördert, die unseren sozialen und ökologischen Forderungen zuwiderläuft. Einen Vorgeschmack auf die existenzbedrohenden Auswirkungen bietet die große Unruhe, die im Jahre 1984 durch die Milchkontingente ausgelöst wurde. Plötzlich mußten viele Bauern ihre Ausweglosigkeit erkennen, das sind allein in den Futterbaustandorten 64 % der Familienbetriebe im mittleren Größenbereich. Und da man vom Besitzstand 1983 in der Milchproduktion ausging, kamen die 'Härtefälle' vornehmlich denen zugute, die ihre Bestände vorher aufgestockt hatten, viele mit staatlicher Hilfe." (Hermann Priebe: "Die subventionierte Unvernunft", 1985, S. 229)
Milchkontingente werden mittlerweile auf den sogenannten Milchquotenbörsen gehandelt.

 

FRANZ: Wachse oder weiche, hod da Minista gsogt. Subventionen griagst grod, wennsd grouß gnua bist. Dann schiamanstas hint und vorn eine. Uns Gloana mechtns olle wegrasiern. A richtige Mafia is des.

"Der Irrweg Mansholt-Plan
Für neue Verwirrung sorgte der Vorschlag zur "Grundlegenden Neuordnung der Agrarstruktur", der dem Ministerrat als Agrarmemorandum der Kommission zu Weihnachten 1968 vorgelegt wurde. Er ist als "Mansholt-Plan" in die Geschichte eingegangen; der Name des für die Agrarpolitik zuständigen Mitgliedes der Brüsseler Kommission steht für die technokratische Anmaßung eines Politikers, der die Beziehung zu den Realitäten verloren hatte.
Mansholt versprach, durch eine völlige Umgestaltung der Landwirtschaft in größere, kooperative Betriebe innerhalb von zehn Jahren alle Probleme auf einmal zu lösen, dadurch die Einkommen zu verbessern, die Arbeit zu erleichtern, die Produktionskosten zu senken und auch noch das Marktgleichgewicht herzustellen. Alles sollte nach technischen Normen funktionieren; nur für die Menschen fehlte das Verständnis: Über 5 Mio Arbeitskräfte hätten aus der Landwirtschaft ausscheiden, 20 bis 30 Mio Menschen ihre Lebensverhältnisse in kürzester Zeit gänzlich verändern müssen. (...)
Die Strukturförderung hat zur negativen Entwicklung auf allen Gebieten beigetragen: Die Überschußbildung wurde verschärft, die Schrumpfung der Landwirtschaft beschleunigt, die Belastung der Umwelt forciert.
Die strukturpolitischen Fördermaßnahmen wurden 1972 als EG-Gemeinschaftsprogramm beschlossen. Zwar war der Mansholt-Plan in seiner rigorosen Form gescheitert, doch die Diskussion blieb stark davon beeinflußt, wie sich am "Einzelbetrieblichen Förderungsprogramm", dem Kernstück der neuen Richtlinien, zeigte. Nicht ohne Grund sprach man von der bevorzugten Förderung größerer, intensiver Betriebe als einem Mini-Mansholt-Plan. (...)
Die Förderung erfolgte ohne Rücksicht auf die gesamtwirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Folgen, allein nach Maßgabe eines bestimmten Arbeitseinkommens, von dem eine sogeannte Förderschwelle abgeleitet wird. Sie kann nur von größeren Betrieben mit relativ günstigen Produktionsbedingungen erreichte werden, die dann Beihilfe und verbilligte Kredite erhalten. Diese haben vor allem zur Vergrößerung der Viehbestände und zur Intensivierung der Betriebe geführt. Nach den EG-Richtlinien wurden zwischen 1974 und 1982 48 000 Betriebe, das heißt 5 % aller im Ausgangsjahr vorhandenen deutschen Betriebe gefördert, und zwar überwiegend dort, wo die Ertrags- und Strukturverhältnisse ohnenhin günstiger sind. (...)
Aufgrund aller Erfahrungen ist das Urteil berechtigt, daß das einzelbetriebliche Förderungsprogramm allen erklärten Zielen der Agrarpolitik entgegengewirkt hat: Da die Förderung von einem Mindesteinkommen abhängig war, wurden, entgegen den sozialpolitischen Grundsätzen unserer Demokratie, insbesondere der "sozial-liberalen" Regierung, die ohnehin Wohlhabenen begünstigt, die sozial Schwächeren im Abseits gelassen. Die Folge war eine allgemeine Wachstumspsychose, die viele Bauern ins Unglück trieb, entweder in eine zweifelhafte Intensivierung und Vergrößerung um jeden Preis oder aber zur Aufgabe ihrer Betriebe. "Wachsen oder Weichen" wurde das unselige Schlagwort, und innerhalb von zehn Jahren waren über 200 000 Betriebe verschwunden." (Hermann Priebe: "Die subventionierte Unvernunft", 1985, S. 74, 85/86)

 

SIEGLINDE: Oiso guad. Es is, wia gsogt, de natürliche Ordnung zerstört woan. Und desweng liegt af unsara Familie a Schattn, dea weiragem wird, wenn da Uagroßvata ned vasöhnt wiad.
MONIKA: Warum muaß da Uagroßvata vasöhnt wearn? Dea war doch da Vabrecha. SIEGLINDE: Ea is in seina Ehre valetzt woarn. Da Hellinga hod gsogt, ea is ja praktisch vo seina Frau entmannt woan und hod se desweng an seina Tochta vagriffa. Aufglöst is des ganze woarn, daß se sei Frau af da Bühne bei eam entschuidigt hod.
MUTTER: A Wahnsinn.
SIEGLINDE: Und de Tochta... des war oise so bewegend, i hobs fast nimma ausghoitn, de Tochta hod se voa iam Vata hiegnian miaßn und hod song miaßn: "Bapa, i hobs gearn fia di do".
HANSIi: Naa!
SIEGLINDE: Und aa da Muata hots vaziehn. Dea Psychiata hod gsogt, die Muata war die graue Eminenz des Inzest, weis ia eigene Tochta statt ihra am Vata untagschom hod.
MONIKA: Und da Vata hod se ned entschuidigt?
SIEGLINDE: Mei, dea wa scho ziemlich agriffa. Do häds wirkle dabei sa soin. De ganze Familie is se am Schluß woanad in de Oarm gleng. dLeit im Publikum hamd bleart und af oamoi ham a olle Beifall klatscht. Mia ham a uns goa nimma beruhign kina.

Mit einem Mix aus esoterischem Rollenspiel und reaktionärer Ideologie schart der selbst ernannte Therapeut Bert Hellinger weltweit eine wachsende Anhängerschar um sich. Auf großer Bühne demütigt der Ex-Missionar die Hilfesuchenden. Für die Folgen lehnt er jegliche Verantwortung ab.
Im größten Saal des Tagungshotels im spanischen Toledo ist der Kampf um die ersten zwei Sitzreihen im Gange. So geschieht es immer, wenn Menschen auf Bert Hellinger, 76, warten. Alle wollen ihm nahe sein, wenn er die ersten Worte spricht. Doch die Plätze ganz vorn sind für die Vertrauten des alten Mannes reserviert. Und für die "Klienten": So nennt er diejenigen, die zu ihm kommen, weil sie in einer Lebenskrise sind, krank oder psychisch am Ende, und die von seiner Blitz-Therapie eine Lösung erwarten. Dafür sind sie bereit, auf einer Bühne ihr Innerstes vor 500 Zuschauern nach außen zu kehren. Milde lächelnd blickt Hellinger aus hellblauen Augen durch dickes Brillenglas auf sein wuselndes Publikum hinab. Die meisten sind älter als vierzig, Frauen sind in der Überzahl. Hellinger, das Mikrofon in der Rechten, wartet bis Heilpraktiker, Therapeuten, Hausfrauen, Ärzte, Sozialpädagogen, Unternehmensberaterinnen, Allergiker, Krebs-Kranke, Lebenshelfer und Lebensmüde einen Platz auf der nach oben ansteigenden Tribüne gefunden haben.
"Zum Anfang mache ich mit euch eine kleine Übung", sagt dann der Mann mit dem mächtigen Kinn: "Schließt alle die Augen." Stille. "Stellt euch eure Eltern vor. Seht ihnen in die Augen. Geht vor ihnen in die Knie. Und sagt: Danke." Schon fließen im Publikum die ersten Tränen.
"Bei der Psychotherapie geht es einem wie einem guten Führer. Ein guter Führer sieht, was die Leute wollen, und das befiehlt er." Bert Hellinger.
Die Methode, der Helliger mittlerweile Tausende von Bewunderern und Nachahmern in aller Welt verdankt, verspricht schnelle Lösung aus Leid und generationenalter "Verstrickung". Dramatische Gefühlsausbrüche und scheinbar unerklärliche körperliche Reaktionen spielen sich ab, wenn der Therapeut öffentlich "in zehn Minuten erledigt, wofür die Psychoanalytiker Jahre brauchen".
Und das geht so: Ein "Klient" schildert in wenigen Sätzen sein Anliegen. Dann wählt er aus dem Publikum "Stellvertreter", welche die Mitglieder seiner Familie und ihn selbst darstellen sollen, und stellt sie in Beziehung zueinander auf. Es können auch Darsteller für Krankheiten hinzukommen, für den Tod, für ein Land, einen Krieg oder gar Gott. Dann wird der Klient zum stummen Statisten. Der Therapeut rückt die Stellvertreter in verschiedene Positionen und fragt sie nach ihren Gefühlen.
Nach Hellingers Lehre entsteht dabei ein "wissendes Feld", in dem die Stellvertreter angeblich genauso empfinden wie die echten Familienmitglieder. Mit Hilfe dieser "Energie" bringt der Therapeut "Verstrickungen" in der Familie ans Licht, die sehr oft mit früheren Partnern, jung verstorbenen Ahnen oder abgetriebenen Kindern zu tun haben.
Die "Lösung" erscheint dem Therapeuten "blitzartig" und kommt zum Beispiel in einem Kniefall vor dem im Krieg gefallenen Urgroßonkel oder den Eltern zum Ausdruck. Verneige sich der Klient vor deren Stellvertretern, wirke das auf die wirkliche Familie zurück. Hellinger: "Das funktioniert auch, wenn die nichts davon wissen."
Die Botschaft des Mannes, der als Anton Hellinger Weltkriegssoldat war, nach dem Krieg als Bruder Suitbert den Mariannhiller Missionaren beitrat und 1971 den katholischen Orden als "Bert" Hellinger verließ und heiratete, ist einfach: Jeder soziale Körper, ob Staat, Organisation oder Familie, sei in naturgegebenen, hierarchischen Ordnungen organisiert - bei Hellinger ein archaisch anmutendes Regelwerk: Kein Mensch löst sich ungestraft von seiner Sippe. Die Frau folgt dem Mann. Kinder haben keine Rechte gegenüber ihren Eltern. Der Erstgeborene hat Vorrang vor dem Zweitgeborenen. Begriffe wie Ehre, Demut, Sühne bestimmen das Weltbild des Ex-Geistlichen, der 13 Jahre als Schulleiter bei den Zulus im Apartheidsstaat Südafrika verbrachte.
Verletzt ein Mitglied die Ordnung, verstrickt es sich in Schuld. Krankheit, Scheitern und Tod sind die Folge. Klienten, die die "Lösung" zur Wiederherstellung der Ordnung nicht akzeptieren, haben verspielt: "Er wird sterben. Er geht nicht raus aus der Verstrickung", sagt Hellinger über einen Patienten mit Knochenkrebs, der den Kniefall vor dem Vater verweigert. "Manche Krebskranke sterben lieber, als dass sie sich vor den Eltern tief verneigen."
Es sind Urteile ohne Berufung. Ein Spanier, dem Hellinger nach zehn Minuten Aufstellungsarbeit bescheinigt, seine Ehe sei nicht zu retten, will eine Frage stellen. "Bitte ...", setzt der Mann dreimal an. "Wenn er das noch mal versucht, muss er den Saal verlassen", verfügt Hellinger. "Mit seiner Frage zerstört er die Kraft der Aufstellung." Danach fragt kaum noch jemand etwas. Dafür schreiben viele eifrig mit. Sie wollen selber als Therapeuten anwenden, was sie in drei Tagen von ihm gelernt haben. Schon am ersten Abend erhält jeder ein Zertifikat. Um die 2000 Psycho-Helfer, viele ohne fachliche Qualifikation, offerieren seine Methode mittlerweile allein in Deutschland, und jede Veranstaltung bringt neue Aufsteller hervor. Kaum ein Esoterik-Blatt, in dem sich nicht - zwischen Reiki, Rückführung und Heilsteinen - das Familienaufstellen nach Hellinger findet.
Doch auch in psychosomatischen Kliniken, sozialpädagogischen Beratungsstellen oder in der kirchlichen Familienbildung stellen Hellinger-Adepten bereits die Familien von Hilfesuchenden auf. An der Katholischen Stiftungsfachhochschule München lehrt ein Psychologieprofessor gar Hellingers wissenschaftlich haltlose Theorien über Psychosen, Suizid oder Depressionen.
Seit sich die große Nachfrage von Unternehmen für die lukrativen "Organisationsaufstellungen nach Hellinger" in der Psycho-Szene herumspricht, drängen noch mehr Profis in die Seminare. Kein Wunder, dass auch kassenzugelassene Psychotherapeuten in Wochenendseminaren Hellinger für Privatzahler veranstalten. Dem Therapeuten bietet sie ein Forum für beispiellose Machtentfaltung. Nach einer Viertelstunde ist der Fall erledigt. Nächster, bitte.
"Brustkrebs ist manchmal Sühne für Unrecht, das einem Mann angetan wurde." Bert Hellinger Hellingers Workshops sind Monate im Voraus ausgebucht. Im letzten Jahr reiste er mit seiner Entourage zu Massenveranstaltungen unter anderem nach Russland, Südkorea, Japan und Israel. In diesem Jahr stehen Kalifornien, China, Taiwan und Mallorca auf dem Reiseplan.
In Toledo zahlen die gut 500 Teilnehmer aus ganz Südeuropa, Lateinamerika und Deutschland 310 Euro Tagungsgebühr, in der Pause drängeln sich alle um die Verkaufstische mit seinen Schriften. Eine halbe Million Hellinger-Bücher und Videos sind bereits in Deutschland verkauft, etliche sind ins Englische, Spanische, Russische übersetzt. Im Psychologie-Regal der Buchläden nimmt der Prediger erzkonservativer Werte schon ein Extrafach ein - neben anderen Säulenheiligen: Freud. Jung. Fromm. Hellinger.
Auch in den Medien kommt der Erfolgreiche ausgiebig zu Wort. Die "Süddeutsche Zeitung" etwa widmete seiner Methode eine ganze Reihe naiv-lobender Darstellungen, würdigte ihn hymnisch als einen der "großen Psychotherapeuten heute". Dass der Autor zu den Mitreisenden in Hellingers Wanderzirkus gehört und der Internationalen Hellinger-Arbeitsgemeinschaft in München vorsteht, erfährt der Leser nicht. Tatsächlich darf sich Hellinger nicht einmal als "Psychotherapeut" bezeichnen. Zwar schaute er sich in den siebziger Jahren allerhand von den Primär- und Urschreitherapeuten aus den USA ab. Eine anerkannte Ausbildung schloss er aber niemals ab. Auch die Technik der Familienaufstellung hat er nicht erfunden. In ihrer ursprünglichen Form - der Patient kann dabei im therapeutischen Gespräch Zugang zu seinen Gefühlen finden - gehört sie zu den Instrumenten der seriösen Familientherapie.
Für seine Instant-Version hat Hellinger die Methode verzerrt: "Eindeutig esoterisch-magisches Denken" sei bei der autoritären Aufstellungsarbeit mit Toten im Spiel, sagt Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin. "Es geht in Richtung Ideologiegemeinschaft", diagnostiziert Wolfgang Senf, Präsident der Internationalen Gesellschaft für Psychotherapie: "Ich würde nie daran denken, einen kranken Patienten hinzuschicken."
Kenner der Szene attestieren dem Autodidakten eine Art Cäsarenwahn. Auch Sektenbeobachter haben das "Familienstellen nach Hellinger" seit einiger Zeit im Blick. Bei Gregor Müller vom Sekten-Info Essen rufen Angehörige an, weil Familienmitglieder Aufstellungen gemacht haben und jetzt sehr verändert sind. "Die fühlen sich erleuchtet und kehren ihren Freunden und Familien den Rücken, weil die nicht folgen können. Das führt manchmal zum totalen persönlichen Desaster", sagt Müller. "Wir empfinden das als kriminell, aber es ist juristisch nicht festzuklopfen."
Doch während Fachleute warnen, lassen sich Laien in Massen von der autoritären Methode in Bann schlagen: Auf einem Lehrvideo exerziert Hellinger die Behandlung einer Schmerzpatientin mit einem Bandscheibenvorfall. "Rückenschmerzen entstehen oft durch eine verweigerte Verneigung", will er herausgefunden haben. Als "Lösung" muss die Klientin vor dem Darsteller ihres Vaters auf die Knie. Die Patientin weint. "Den Kopf runter", sagt Hellinger. "Bis auf den Boden; Arme nach vorn; Handflächen nach oben; und jetzt sag: ,Lieber Papi, ich gebe dir die Ehre."
Fast nie geschieht es, dass irgendjemand im Saal gegen diese Formen der Nötigung aufbegehrt. Wer erlebt, wie Hellinger seine Aufstellungs-Kandidaten mürbe macht, begreift, warum: Minutenlang seziert Hellinger eine Mittdreißigerin mit seinem Blick, bevor er sie stockend erzählen lässt: Noch nie hatte sie einen Partner. "So lange du noch lächelst, kann ich mit dir nicht arbeiten", fertigt er sie zunächst ab. "Wer lächelt, ist mit der schlimmen Sache einverstanden, die er schildert", erklärt Hellinger den beifällig nickenden Zuschauern. Die Klientin bekommt einen roten Kopf. Keine Chance für eine Erwiderung. Erst als sie anfängt zu weinen, wird er gnädig: "Na gut, ich versuch mal was für dich."
"Eine jüdische Frau kann keinen Deutschen heiraten. Das geht schief." Bert Hellinger
Die Frau ist gebrochen, wehrlos und mit den Nerven am Ende, bevor die Sache überhaupt angefangen hat. In ihrem inneren Aufruhr würde sie nach jedem rettenden Strohhalm greifen. Also folgt sie dem Therapeuten. Willenlos. Auch die "Stellvertreter" agieren unter Gefühlsdruck.
"Wenn Teilnehmer in so einer Situation auf der Bühne schreien, Bauchschmerzen oder Atemnot bekommen, dann ist diese Wirkung absolut echt", sagt der Aachener Psychoanalytiker Micha Hilgers. "Die Leute verstehen das dann als Beweis für den Wahrheitsgehalt der Methode. Dabei sind das ganz normale Reaktionen auf derartige psychische Gewalt."
In solchen seelischen Ausnahmesituationen findet Hellingers Ideologie widerstandslos den Weg selbst in aufgeklärte Köpfe. Besonders schlimm trifft es in der Regel die Frauen. "In sehr vielen Inzestfällen", doziert Hellinger etwa gern, sei "die Mutter die graue Eminenz des Inzest." Sie verweigere sich dem Vater körperlich und schiebe dem Vater stattdessen die Tochter zu. Der Mann könne dieser Versuchung schwer widerstehen. Um die Ordnung wiederherzustellen, müsse sich das Opfer vor dem Täter verneigen. Dann lässt Hellinger die rituellen Sätze sprechen: "Die Lösung für das Kind ist, dass das Kind der Mutter sagt: ,Mama, für dich tue ich es gern, und dem Vater: ,Papa, für die Mama tue ich es gern." Oder auch: ,Papa, ich habe es gern für dich gemacht."
Wer eine stabile Psyche hat, schafft es vielleicht, solche Erlebnisse zu verarbeiten. Bei Hellinger aber kann es ohne weiteres passieren, dass ein Suizidgefährdeter in einer Aufstellung einen Toten spielen muss. In solchen Fällen ist der Effekt kaum vorherzusehen. Untersuchungen darüber lehnt Hellinger ab.
Normalerweise erfährt deshalb kaum ein Mensch, wie sich Hellingers Interventionen ausgewirkt haben. Im Fall einer Ärztin aus Norddeutschland machten Angehörige die tödlichen Folgen öffentlich: Die Frau war zusammen mit ihrem Mann, mit dem sie in Trennung lebte, zu einem Seminar in Leipzig angereist. Die gemeinsamen Kinder seien bei ihr nicht sicher, behauptete Hellinger und attestierte der Frau ein "kaltes Herz". Zum Publikum sagte er: "Die Frau geht, die kann keiner mehr aufhalten. Das kann auch sterben bedeuten." Einen Tag nach dem Seminar nahm sich die Frau das Leben. "Ich habe nicht erkennen können, dass sie selbstmordgefährdet war", wies Hellinger später jegliche Verantwortung zurück. "Ich kannte sie ja nur drei Minuten." Jedem, der an seinen Workshops teilnehme, sei "klar, was auf ihn zukommt", so Hellinger zum SPIEGEL. "Soll ich Mutter spielen für all diese armen Würstchen?"
Im Saal in Toledo gibt der alte Mann seiner Gemeinde noch ein Lehrstück mit. Die Luft ist zum Schneiden dick. Zehn Minuten für die letzte Aufstellung vor dem Mittagessen.
Die Klientin hat einen geschiedenen Mann, zwei Kinder und leidet an Krebs. Hellinger holt einen großen Holländer auf die Bühne. Der dünne, grauhaarige Mann spielt schon zum dritten Mal den Tod. Er trägt einen schwarzen Anzug. "Die Kinder sind bei deinem Mann richtig", sagt Hellinger zu der Kranken. Sie selbst stellt er neben den Tod: "Dein Platz ist hier." Sie starrt den Holländer an. Sie hat Angst. Sie weint laut, sie kann nicht mehr aufhören. "Sag: Mein Platz ist hier." Die Frau wimmert. Sie schüttelt den Kopf. "Das ist die Wahrheit. Sag es ganz klar." - "Mein Platz ist hier", flüstert sie mit niedergeschlagenen Augen. Hellinger: "Lauter! Schau ihn an!" Dann baut er die Stellvertreter für Sohn und Tochter auf. Hellinger verkündet, was sich ihm zeigt: "Die Tochter wird dir nachfolgen in den Tod. Sie ist nicht zu retten." Die Krebskranke weint noch lauter.
"Aber es gibt eine Lösung", wendet sich Hellinger ans Publikum: "Wenn kein Geheimnis daraus gemacht wird, dass die Mutter sterben will, kann die Tochter leben." Dann lächelt er seine Klientin an: "Der Tod ist wunderschön. Weißt du das? Die Engel stehen ums Grab." Die Frau wimmert noch. Sie zittert. Sie schluckt. Dann nickt sie und versucht ein Lächeln. Hellinger schaut ihr lange mit einem hypnotisierenden Blick in die Augen, der entfernt an den eines schläfrigen Katers erinnert. "Sieht sie nicht glücklich aus?", fragt Hellinger dann ins Publikum. "Danke, das wars dann." (BEATE LAKOTTA: "Danke, lieber Papi" 09.02.2002, Quelle: http://www.spiegel.de)

 

VATER: Des hand hoid de Tückn des Fortschritts. A jeda mecht a gsunds Fleisch. Mille vo kranke Viecha kauft da koana ob. Dann gibsd eana hoid Antibiotika. Des Antibiotika bringt owa de Bakterien um, desd bei a Biogasanlage brauchatzt.

"Während das Bundesseuchengesetz den Tierhalter schon bei ersten Verdachtsmomenten zur Anzeige verpflichtet, während Tierärzte Viehkrankheiten melden müssen, besteht für Salmonellen noch kein wirksames Überwachungssystem. Früher war es in der Landwirtschaft auch entbehrlich; denn bei der Stapelmistwirtschaft (dem traditionellen Misthaufen) wurden die Typus- und Paratyphuserreger durch die Hitzebildung im Haufen weitgehend abgetötet. Bei der heutigen Gülleproduktion infolge von Massentierhaltung kommt es nicht mehr zur keimtötenden Hitzeentwickluntg. Die Erreger haben ideale Bedingungen.
Im Winter auf dem Acker versprühte Salmonellen überleben 345 Tage, im Sommer zerstäubte 288 Tage. Die Oxidation der Gülle durch Lufteinblasen reicht als keimtötende Behandlung nicht aus. Erfolgreiche Verfahren, wie etwa Beigabe von Kalkstickstoff, Kalkmilch oder Formalin kosten Geld und unterbleiben daher. Die volkswirtschaftliche attraktive und noch dazu keimtötende Verarbeitung von Gülle zu Biogas und vergorenem Klärschlamm scheitert nach Beobachtung der Professorin Sigrid Jannsen (Universität Oldenburg) insbesondere an der Behandlung der Nutztiere mit Antibiotika. Die "schnellen Mittelchen" bringen nämlich nicht nur mißliebige Bakterien im Kuhstall um, sondern nach ihrem Weitertransport im Tierkot leider auch die methanproduzierenden Bakterien in den Faultürmen der Biogasanlagen. Ohne sie kein Gas. (Claus-Peter Lieckfeld: "Ein Landkreis ertrinkt in Jauche - Die Folgen der Massentierhaltung" in "Vernutzte Landschaft", Herausgegeben von der Zeitschrift "natur. Das Umweltmagazin", 1986, S. 40)

 

HANSI: Des, wos e iatz sog, hob e aa ned an da Uni gleartn. Sowas learnst do ned. Geid entsteht grod do, wo goabat wird. Host du grod gsogt. Genau. Nua durch Oabat wearn Werte gschaffn. Ned durch Zinsn oda de Börse. Nua durch Oabat. Wennsd in da Lotterie gwingst, griagsd ned oa Million Mark. Du griagsd des, wos dLeid goabat hamd. Hättn de Leid ned Autos, Waschmittl, Gitarn gmocht, kannsd da mit dera Million hächstns an Osch putzn. Des Problem is, daß mia ned de Werte ausagriang, oaso des Geid, des ma eigentlich daoabatn. Andare, de se dazwischnschoitn, neman se des meiste. Moanst, wenn a Oabata af ara Bananenplantagen zehn, zweif Stund am Dog oabat, daß a dann ned so vai Werte gschaffn hod, daß ea und sei Familie normalerweis bequem davo lem kanntn, wenns gerecht zuageh dad? Dea griagt owa vielleicht grod oa Mark am Dog. In dea Zeit, song ma amoi, hod a 100 Bananen produziert. Fia de zoist in Deitschland i schatz 100 Mark. Wo handn de andarn 99ge bliem?

"Ich kaufe für meine Kinder Bananen. Sechs Bananen kosten 1,26 DM. Ein Niedrigpreis im Supermarkt nebenan.
Von diesen 126 Pfenningen bekommt der Plantagenbesitzer Alfredo Ferretis 28 Pfennig, die United Fruit Company 47,5 Pfennig, die Frachtgesellschaft 32,2 Pfennig, die Deutsche Bundesbahn 4,2 Pfennig und der Einzelhändler 14,09 Pfennig. Es bleiben 0,01 Pfennig für alle Arbeiter, die am Rio Patuca in Honduras zehn Stunden Arbeit am Tag in die Bananen-Plantagen Alfredo Ferretis stecken: Miguel, Jaime, Julio, Atahualpa und Juanita. Wohlgemerkt: Nicht jede von diesen fünf Personen bekommt 0,01 Pfennig von den Bananen, sondern sie müssen sich diese 0,01 Pfennig teilen.
Ich habe in Honduras auf der Bananenplantage des Alfredo Ferretis für drei Stunden Juanitas Arbeit übernommen. Juanita muß die abgeduschten Bananenstauden von einem Haken heben und die Stauden in Transportkisten legen. Eine einfache Arbeit. Eine einfache Arbeit? Nach drei Stunden brachte ich mit meinen Armen die Staude nicht mehr vom Haken. Ich brachte nicht einmal mehr meine Arme hoch. Die Hände waren geschwollen. Die Fingerkuppen wund. Mein Verdienst für diese drei Stunden Sklavenarbeit waren Juanitas Verdienst: 9 Pfennig pro Stunde." (Josef Reding in "Zum Beispiel Bananen", 1993, S.7f)


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